Hund ist schlapp: Was ist normal?
Hunde sind von Natur aus unterschiedlich temperamentvoll. Viele kleine Hunderassen sind sehr aktiv, sehr große und schwere Hunde gehen eher sparsam mit ihren Energiereserven um. Natürlich gibt es von dieser Regel auch sehr viele Ausnahmen.
Lange Spaziergänge, ausgedehnte Spiele mit anderen Hunden oder auch große emotionale Anstrengung oder Stress können einen müden und schläfrigen Hund zurücklassen. Dies ist dann unproblematisch, wenn der Hund nach einer ausgedehnten Pause wieder voller Energie und ganz der alte ist.
Hund ist schlapp: Das sollte Sie aufmerksam machen
Sie als Besitzer wissen, welches Temperament Ihr Hund an den Tag legt, wenn er gesund ist. Sollte er nicht nur über einen kurzen Zeitraum ganz anderes Verhalten zeigen, sollten Sie schauen, ob etwas nicht stimmt.
Ihr Hund ist ständig müde, dabei kennen Sie ihn eigentlich als Energiebündel? Der Hund ist schlapp und schläft viel, obwohl keine direkte Ursache erkennbar ist? Spaziergänge und Spiele werden immer kürzer? Dann könnte eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken und es lohnt ein Gang zum Tierarzt. Beobachten Sie auch, ob Ihr Hund weitere Krankheitsanzeichen zeigt.
Hund ist schlapp: Mögliche Ursachen
- Hypothyreose: Damit bezeichnet man eine Schilddrüsenunterfunktion. Sie entwickelt sich oft über Jahre hinweg und ihre Symptome sind recht unspezifisch: Da die Schilddrüse viele Stoffwechselvorgänge reguliert, kommt es z.B. zur Gewichtszunahme und Hautveränderungen. Der Hund ist träge und schlapp, wirkt abgelenkt und unkonzentriert (z.B. beim Hundetraining). Außerdem tritt häufig eine Kälteintoleranz auf, d.h. der Hund friert schneller. Da diese Erkrankung oft bei älteren Hunden auftritt, sollte sie in höherem Lebensalter regelmäßig bei der Vorsorgeuntersuchung abgeklärt werden. Achtung: viel zu viele Hunde werden mit Schilddrüsenhormon behandelt, die niedriges T4 aber keine Schilddrüsenproblematik haben! Lesen Sie hier mehr zur Hypothyreose beim Hund.
- Herzerkrankung: Für Hunde sind verschiedene Herzerkrankungen bekannt, angeborene und im Laufe des Lebens erworbene. Im fortgeschrittenen Stadium haben alle das Symptom des Konditionsverlustes, der Bewegungsunlust und Schwäche gemein. Das liegt daran, dass das Herz seiner Aufgabe, das Blut in Bewegung zu halten und die Organe mit frischem Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, nicht mehr ausreichend nachkommen kann. Die Folge: Der Hund ist sehr schlapp. Zudem kommt es, je nach Art der Herzerkrankung, zu weiteren Symptomen, z.B. zu Husten. Weitere Informationen zu Herzerkrankungen bei Hunden finden Sie hier: Kardiologie.
- Anämie: Bei einem Mangel an roten Blutkörperchen kommt es ebenfalls zu Müdigkeit. Eine Anämie (Blutarmut) kann selten fütterungsbedingt sein (zu wenig Eisenzufuhr), aber auch durch Tumore, Blutungen oder Infektionen entstehen. Besonders heimtückisch ist, wenn die Probleme nur schubweise auftreten, z.B. bei einem Milztumor. Hingegen haben größere Blutungen nach Unfällen oder Bissen viel stärkere Auswirkungen und werden dadurch seltener übersehen.
- Fieber: Jede Infektionserkrankung, die mit hohem Fieber einhergeht, wird den Hund schlapp und müde zurücklassen. Dieses auch als „sickness behaviour“ (Krankheitsverhalten) beschriebene Verhalten ist ein Trick des Immunsystems, um das Tier dazu zu bringen, sich auszuruhen. So bleibt dem Körper genug Energie, die Erkrankung zu bekämpfen.
- Schmerzen: Wenn der Hund viel schläft und sich nicht bewegen mag, könnten auch Schmerzen dahinterstecken. Diese können sich, z.B. bei einer Arthrose, nach und nach entwickeln und das Tier in seiner Beweglichkeit immer weiter einschränken.
- Alter: Nicht krankhaft ist es, dass Hunde im Alter ruhiger werden. Frühere wilde Spiele werden mit der Zeit nicht mehr angenommen oder nach kürzerer Zeit abgebrochen. Der Spaziergang wird abgekürzt und der Hund braucht danach längere Ruhephasen. Allerdings lohnt sich eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Tierarzt: So kann die tatsächliche Trägheit als Alterserscheinung von ernsthaften Krankheiten und Schmerzen abgegrenzt werden.
- Übergewicht und mangelndes Training: Ist es ein Hund gewohnt, wenig gefordert zu werden und hat evtl. auch Übergewicht, wird er sich ebenfalls schlapp und träge präsentieren. Eine angepasste Fütterung, eventuell auch Reduktionsdiät und regelmäßige – auch intensivere – Bewegung bringen dann Abhilfe. Bevor ein intensives Training, z.B. am Fahrrad oder auf dem Hundeplatz geplant ist, unbedingt zum Check-up beim Tierarzt! Er kann Ihnen noch wertvolle Tipps geben und außerdem überprüfen, ob das Herz-Kreislauf-System des Hundes einer entsprechenden Belastung standhält. Physiotherapie hilft!
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, auch andere Erkrankungen können den Hund schlapp werden lassen.
Hund ist schlapp: Behandlung
Ist der Hund sehr schlapp, wird der Tierarzt in einer gründlichen Untersuchung nach der Ursache fahnden und diese möglichst behandeln. Dafür können neben der direkten körperlichen Untersuchung auch weiterführende Untersuchungen wie Blutbild, Ultraschall oder Röntgen notwendig werden.
Entsprechend der Erkrankung erfolgt dann die Therapie: Eine Hypothyreose wird mit der Gabe von Schilddrüsenhormonen ausgeglichen. Diese müssen lebenslang verabreicht werden, da die Erkrankung nicht im eigentlichen Sinne heilbar ist. Besonders in der ersten Zeit müssen die Hormonwerte im Blut sehr regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass der Hund richtig „eingestellt“ ist. Später wird dieses Intervall größer. Die Trägheit und auch andere Symptome verschwinden dann nach und nach hoffentlich.
Das Feld der Herzerkrankungen ist umfangreich und daher auch die Behandlung sehr unterschiedlich. Ultraschall ist zwingend nötig, oft Röntgen und EKG zusätzlich.Es gibt mittlerweile auch für Hunde viele Behandlungsverfahren, die man aus der Humanmedizin kennt. Allerdings gilt gerade bei chronischen Erkrankungen: Eine frühe Erkennung verbessert den Behandlungserfolg und verlängert das Leben des Hundes. Wenn Sie daher das Gefühl haben, dass Ihr Hund nicht richtig „auf der Höhe“ ist – lassen Sie es lieber einmal überprüfen. regelmäßige Blutdruckmessung gibt frühzeitig Hinweise.
Schmerzen werden entsprechend ihrer Ursache behandelt. Gerade bei chronischen Schmerzen (wie z.B. bei einer Arthrose) kann es sich um einen längeren Prozess handeln, bis man ein Maß gefunden hat, mit dem das Tier gut leben kann. Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente, regelmäßiges kontrolliertes Training in Form von Physiotherapie kommen dabei oft zum Einsatz.
Eine optimale Fütterung und ausreichende Bewegung, die ihm Spaß macht, sind für jeden Hund gesund und beugen Trägheit und Müdigkeit vor. Sie sollten an die Bedürfnisse des jeweiligen Tieres angepasst sein. Auch Alterserscheinungen und „Zivilisationskrankheiten“ (wie Übergewicht) können damit minimiert werden, da der Hund beweglich und fit bleibt.
Hund ist schlapp: Fazit
Ihr Hund schläft fast immer, ist ständig müde und schlapp? Konsultieren Sie Ihren Tierarzt, um der Ursache auf den Grund zu gehen. So vermeiden Sie Schmerzen und Leiden bei Ihrem Tier und beugen möglichen schweren Erkrankungsfolgen vor.
© AniCura