Diskopathie beim Hund

Eine Diskopathie beim Hund ist eine Schädigung der Bandscheibe bis hin zum Bandscheibenvorfall. Eine Diskopathie kann zu starken Schmerzen und Lähmungserscheinungen führen. Da häufig Dackel und weitere Hunde mit langem Rücken und kurzen Beinen betroffen sind, wird dies auch Dackellähme oder Dackellähmung genannt.

Was ist eine Diskopathie beim Hund? 

Der Begriff Diskopathie setzt sich aus den griechischen Wörtern „Diskus“ für Bandscheibe und „Pathia“ zusammen, was so viel wie Erkrankung bedeutet. Diskopathie ist der Fachbegriff für Schädigungen oder Lageveränderungen der Bandscheibe. Darunter fallen alle krankhaften Veränderungen der Bandscheibe bis hin zu einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusio) oder einem Bandscheibenvorfall (Prolaps).

Gesunde Bandscheiben ermöglichen eine schmerzfreie Beweglichkeit des Rückens und fangen gleichzeitig Stöße auf die Wirbelsäule ab, wie z.B. beim Springen. Die Bandscheiben liegen zwischen den knöchernen Wirbelkörpern in der Wirbelsäule. Damit Beweglichkeit und Stoßdämpfung gewährleistet sind, müssen die Bandscheiben ein gewisses Maß an Elastizität mitbringen. Ermöglicht wird dies durch den Aufbau der Bandscheibe. Diese besteht aus einem knorpeligen Faserring (Anulus fibrosus), der den elastischen Gallertkern (Nucleus pulposus) umschließt. Knorpel besteht aus einem speziellen Bindegewebe, das gleichzeitig Stabilität und Elastizität bietet. Zwischen beweglichen knöchernen Strukturen, den Gelenken, ermöglicht Knorpel durch diese Eigenschaften schmerzfreie Bewegungen.

Was ist Dackellähme?  

Von Dackellähme spricht man, wenn beim Hund Lähmungserscheinungen der Hintergliedmaßen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls auftreten. Beim Bandscheibenvorfall drückt die ganze Bandscheibe oder der Gallertkern auf die Nervenfasern des Rückenmarks. Dabei werden Nerven gequetscht, was zu deren Schädigung führt. Manchmal „durchschießt“ die Bandscheibe auch das Rückenmark, was zu einer schlechten Prognose führt. Hunde mit Dackellähme haben also Lähmungen und Schmerzen, die durch Nervenschädigungen verursacht werden.

Obwohl die Bezeichnung „Dackellähmung“ dies suggeriert, sind von der Dackellähmung bei weitem nicht nur Dackel betroffen. Insgesamt sind Hunde bestimmter Rassen, bei denen eine erbliche Knorpelwachstumsstörung (Chondrodystrophie) häufiger auftritt besonders gefährdet und bereits in einem jüngeren Lebensalter betroffen. Zu den betroffenen Rassen gehören insbesondere Französische Bulldoggen, Englische Bulldoggen, Boston Terrier und Mops. Außerdem haben Dackel und andere Hunderassen mit langem Rücken sowie Pekinesen, Scottish Terrier, Spaniel und Zwergpudel ein erhöhtes Diskopathie-Risiko. 

Was sind die Ursachen für Dackellähme (Diskopathie)?

Eine Diskopathie entsteht, wenn Faserring und Gallertkern altern und allmählich ihre Funktion verlieren. Ein solcher Prozess wird auch Degeneration genannt. Die Diskopathie kann bereits bei jüngeren bis mittelalten Hunden auftreten oder erst ältere Hunde betreffen. 

Eine Dackellähmung kann genetische Ursachen haben. Jüngere Hunde mit Diskopathie leiden meist an einer Bandscheibendegeneration vom Hansen-Typ-I. Betroffen sind Hunde der chondrodystrophen Rassen bereits ab dem ersten Lebensjahr. Schon bevor die Diskopathie erste Symptome verursacht, trocknet die Bandscheibe allmählich aus. Die Zellen im Gallertkern sterben ab und durch Kalkeinlagerungen verliert die Bandscheibe zunehmend an Elastizität. Dadurch wird die Bandscheibe instabil. Durch Stöße sowie plötzliche Bewegungen, aber auch bei kleineren Belastungen, kann der Faserring reißen. Das hat zur Folge, dass der Gallertkern oder gar die ganze Bandscheibe in den Wirbelkanal in Richtung Rückenmark austritt. Die Bandscheibe „fällt vor“, weshalb dies Bandscheibenvorfall genannt wird. Wenn die vorgefallene Bandscheibe auf das Rückenmark drückt, können Verletzungen des Rückenmarks und der darin enthaltenen Nerven entstehen. 

Auch nicht-chondrodystrophe Hunde können eine Diskopathie erleiden. Hunde größerer Rassen leiden häufiger unter einer Degeneration vom Hansen-Typ-II. Dabei bildet sich das elastische Gewebe im Gallertkern in Fasergewebe um und wird dadurch fester und unelastischer. Dieser Vorgang findet im Laufe des Alterungsprozesses des Hundes statt. Erste Symptome treten daher auch meist erst ab dem sechsten Lebensjahr oder später auf. Eine Hansen-Typ-II-Degeneration führt eher zu einer Vorwölbung der Bandscheibe als zu einem Bandscheibenvorfall. 

Bei vorwiegend großen Hunden wie dem Dobermann oder der Deutschen Dogge kann sich eine Diskopathie in der Halswirbelsäule durch das sogenannten Wobbler-Syndrom äußern. Mit zunehmendem Alter degenerieren die Bandscheiben, bis deren Vorwölbung das Rückenmark im Halsbereich einklemmt. Dadurch entsteht der namensgebende schwankende (engl.: wobble) Gang.

Bei übergewichtigen Hunden werden die Bandscheiben durch Fehlbelastung stark beansprucht. Dies kann ebenfalls eine Diskopathie zur Folge haben. Ebenso kann das Cauda-equina-Syndrom, bei dem die knöchernen Wirbel degenerieren, zu Bandscheibenvorfällen führen. 

Welche sind die typischen Symptome von Dackellähme?

Typische Anzeichen einer Dackellähmung sind plötzlich auftretende Lähmungen und Schmerzen. Betroffen sind vor allem jüngere Hunde, etwa im Alter zwischen ein und sechs Jahren. 

Hundehalter können eine Dackellähmung erkennen, wenn der Hund betroffene Gliedmaßen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt bewegen kann. Dadurch verändert sich das Gangbild, der Hund läuft ungleichmäßig oder schwankend (ataktisch). Wie stark die Lähmungserscheinungen ausfallen und welche Körperteile betroffen sind, hängt davon ab, an welcher Stelle der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall aufgetreten ist und wie heftig die Nerven gequetscht wurden. Bei massiven Bandscheibenvorfällen schleift der Hund die Hinterbeine schlaff hinterher, weil er diese nicht mehr kontrollieren kann. Außerdem verliert der Hund die Kontrolle über Urin- und Kotabsatz, was sich z.B. durch Inkontinenz zeigt.

Neben den Lähmungen haben Hunde mit Diskopathie häufig starke Schmerzen. Schmerz im Zusammenhang mit Dackellähme erkennen Tierbesitzer dadurch, dass sich der Hund weniger oder anders als gewohnt bewegt und gegebenenfalls Schmerzlaute und -reaktionen äußert. Bei Bandscheibenvorfällen im Halsbereich kann der Hund Schmerzen beispielsweise durch eine steife Kopf- und Halshaltung zeigen. Dazu kann die Muskulatur in dem Bereich durch permanente Anspannung verhärtet sein. Berührungen im Hals- und Kopfbereich sind oft schmerzhaft und können dadurch zu mehr oder weniger deutlichen Abwehrreaktionen führen. Abwehrreaktionen sind zurückweichen oder Drohen durch Knurren oder sogar Schnappen. Als Ausdruck von Schmerz können betroffene Hunde auch Schmerzschreie bei spontan schmerzhaften Bewegungen oder Berührungen äußern.

Anzeichen von Schmerz können auch sein, wenn der Hund plötzlich keine Treppen mehr steigen möchte, Sprünge vermeidet oder sich nicht mehr von seinem Besitzer anfassen lassen will. Lahmheiten einzelner Beine können bei Diskopathien ebenfalls auftreten, da die Bewegung selbst oder der entstehende Druck beim Auftreten zu plötzlichen Schmerzen führen kann. Weiterhin kann eine Körperhaltung mit einem aufgekrümmten Rücken auf eine Diskopathie hindeuten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? 

Die Behandlung von Dackellähme sollte möglichst schnell erfolgen und hängt vom Schweregrad der Nervenschädigung ab. Bei geringeren Schädigungen erhält ein Hund mit Dackellähme eine Behandlung mit Medikamenten, die gegen Schmerzen und Entzündungen wirken. Verwendet werden z.B. Entzündungshemmer, Kortison und Schmerzmittel. Bei einer hochgradigen Dackellähmung ist eine Operation notwendig. Dies ist auch der Fall, wenn bei geringgradigen Diskopathien eine medikamentöse Therapie keine Verbesserung der Symptome gebracht hat. Eine Operation zielt darauf ab, den Druck von den gequetschten Nerven zu nehmen. Dabei wird der vorgefallene Teil der Bandscheibe entfernt, der auf das Rückenmark drückt. Bei Dackellähmung hängen die Behandlungskosten von den notwendigen Maßnahmen ab und richten sich nach der Gebührenordnung für Tierärzte. 

Sowohl bei einer medikamentösen als auch operativen Therapie ist das Mitwirken des Besitzers ausschlaggebend für den Behandlungserfolg. Hunde mit Diskopathie dürfen sich nur noch wenig und sehr vorsichtig bewegen. Schnelle Bewegungen und Stöße, wie beim Springen oder Rennen, müssen unbedingt vermieden werden, da sonst weitere Schäden entstehen können. Daher müssen Besitzer auf die Schonung ihrer Hunde achten, sie ins Auto oder über Treppenstufen heben und vorsichtig an der kurzen Leine zum Lösen führen. Lange Gassigänge sind absolut tabu. 

Grundsätzlich kann Nervengewebe gut wieder heilen, wenn die Schädigung nicht zu heftig war und der Druck auf das Gewebe rasch entfernt werden konnte. Die Dauer der Heilungsphase hängt vom Schweregrad der Diskopathie ab und kann von einigen Wochen bis mehreren Monaten andauern. Ebenso lange muss auch die Bewegung des Hundes stark eingeschränkt bleiben. 

In Abstimmung mit dem Tierarzt kann bei Dackellähmung Homöopathie unterstützend eingesetzt werden, z.B. zur Beruhigung des Hundes. Bei kompletter Lähmung der Hinterbeine kann zur Mobilisierung des Hundes mit Dackellähmung als Hilfsmittel ein Laufwagen hilfreich sein. Außerdem unterstützt eine physiotherapeutische Behandlung den Heilungserfolg. 

Wann sollte man zum Tierarzt? 

Schmerzen und Lähmungserscheinungen sind immer ein Grund, sofort den Tierarzt aufzusuchen. Bei einer Diskopathie fällt die Prognose umso besser aus, umso schneller der Druck auf das Rückenmark durch eine geeignete Behandlung genommen wird. Auch haben leichte Symptome bessere Heilungschancen als bereits bestehende Lähmungen. Ein Tierarzt sollte auch dann aufgesucht werden, wenn sich die Symptome nach einiger Zeit vermeintlich „von allein“ wieder bessern. Bereits kleinere Bewegungen können die Diskopathie ganz plötzlich deutlich verschlimmern. 

Der Tierarzt wird zunächst eingrenzen, wo die Schmerzen lokalisiert sind, und in einer neurologischen Untersuchung feststellen, ob und in welchem Ausmaß Lähmungserscheinungen bestehen. Mit bildgebenden Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) oder Myelographie, bei der das Rückenmark mit Hilfe eines Kontrastmittels geröntgt wird, kann die Stelle lokalisiert werden, an der der Bandscheibenvorfall aufgetreten ist. Heutzutage ist die MRT das Mittel der Wahl. Röntgenaufnahmen helfen den Verdacht eines Bandscheibenvorfalls zu äußern und andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Mittels Röntgenverfahren kann überprüft werden, ob Knochenbrüche oder Veränderungen an den knöchernen Wirbelkörpern die Ursache für die Symptome sind.

Wie kann man Dackellähme vorbeugen?

Hunde, die aufgrund der Rasse ein erhöhtes Risiko für Dackellähme haben, sollten hohe Sprünge vermeiden. Besitzer dieser Hunde sollten ihre Hunde beispielsweise ins und aus dem Auto heben, Treppen hoch- und runter tragen sowie vom Sofa heben. Das gleiche gilt auch für kleine Hunde. Abhilfe schafft z.B. auch eine Rampe an den Kofferraum.

Eine gute Rumpfmuskulatur stärkt den Rücken und entlastet die Bandscheiben. Hunde jeder Rasse profitieren von gezieltem Aufbau der Muskulatur und gesunder Bewegung. Die Übungen müssen auf das Alter, den individuellen Körperbau sowie den allgemeinen Gesundheitszustand des Tieres abgestimmt sein. Tierärzte können Tipps für konkrete Übungen geben oder an Physiotherapeuten und andere Spezialisten verweisen.

Neben der Muskulatur spielt auch das Körpergewicht eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Diskopathien. Übergewicht wirkt sich nachteilig auf den gesamten Bewegungsapparat aus und belastet auch die Bandscheiben stark. Beim Abnehmen hilft gesunde Bewegung, Diätfutter und das Abmessen der täglichen Futterration. 

©AniCura

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