Katzen tolerieren KFO-Apparate wesentlich schlechter als Hunde. Sie sind außerdem deutlich geschickter, wenn es darum geht, die Geräte mit den Pfoten aus der Maulhöhle zu entfernen.
Bei nennenswertem Kontakt der Apparate mit der Maulschleimhaut entzündet sich diese sofort. Daher wurden spezielle Befestigungselemente aus federhartem Stahldraht entwickelt, an denen bei Katzen gut verträgliche Apparate fixiert werden können. Auf Kunststoffe kann man damit fast ganz verzichten. Während Kunststoffe stark reizen, werden die Drahtelemente völlig reizlos in die Mundschleimhaut integriert. Sie können dort gegebenenfalls ähnliche wie Knochenplatten nach Brüchen für viele Monate verbleiben.
Wegen der deutlich kleineren Wurzelfläche dürfen bei der Katze nur sehr vorsichtig Kräfte angesetzt werden. Die Zugkraft soll 0,25 N/cm2 Wurzelfläche nicht überschreiten. Nach vorläufigen Ergebnissen ist die Wurzelfläche eines Katzeneckzahnes selten größer als 0,5 cm2. Die bewegende Kraft soll deshalb 0,125 N nicht überschreiten. Das entspricht einem Gewicht von 12g.
Optimaler Zeitpunkt der Behandlung
Viele Katzen lassen sich noch schlechter in den Fang sehen als Hunde. Vielleicht werden Katzen deshalb oft sehr spät zur Behandlung vorgestellt. Für die Kieferfehlstellungen wie im Beispiel der Perserkatze ist ein Behandlungsbeginn im dritten Lebensmonat optimal, Zahnfehlstellungen wie bei der Karthäuser sollten ab dem fünften Lebensmonat behandelt werden. Die Behandlungszeiten liegen ähnlich wie beim Hund bei einigen Tagen bis 5 Monaten. Mit zunehmendem Alter zu Behandlungsbeginn nimmt die Dauer stark zu. Schließlich wird der Knochen mit zunehmendem Alter immer härter. Ab dem sechsten Lebensmonat gibt es kaum noch natürliches Wachstum, das für die Behandlung genutzt werden könnte.
Behandlungsmaßnahmen
Auch wenn bei Katzen in den meisten Fälle nur einzelne Zähne bewegt werden müssen, gestalten sich die Maßnahmen gelegentlich nicht einfach. In sehr vielen Fällen sind Translations-, Rotations- und Kippungsbewegungen gleichzeitig durchzuführen. Mit Hilfe verschiedener Drähte können die unterschiedlichen dafür notwendigen Kräfte auch gleichzeitig aufgebracht werden. Bei der Perserkatze im Beispiel links wurden zwei Drähte zwischen den beiden Eckzähnen miteinander verdrillt, was eine Torsionskraft zur Folge hatte.
Behandlungsbeginn mit 4 Monaten, Behandlungsende mit 8 Monaten. Der Drahtbogen war reizlos eingeheilt. An den Zähnen waren die Drähte in Anätztechnik befestigt worden. In der direkten Nachbarschaft der Kunststoff-Klebepunkte ergaben sich leichte Reizungen.
Krümmung des Gaumens
Die Berliner Arbeitsgruppe der Kollegin Nöller (2005) hat gezeigt, dass mit Ausbildung kurzer Schädelformen, wie man sie bei vielen Katzenrassen wie z.B. der Perserkatze findet, eine Dorsorotation von Unter- und Oberkiefer einhergeht. Dabei entwickelt sich eine Krümmung des Gaumens nach oben.
Dabei werden die Eckzahnspitzen nach vorne gekippt. Häufig stehen sie zwischen den Unterkiefereckzähnen nach vorne aus der Maulhöhle heraus. Aufgrund der Dorsorotation steht über den Wurzelspitzen der Eckzähne nicht mehr viel Knochenhartsubstanz zur Verfügung, die die Wurzeln nach der Zahnbewegung bedecken könnten. In solchen Fällen ist vor Behandlungsbeginn ein CT und während der Behandlung eine laufende Röntgenkontrolle der Bewegung dringend anzuraten.
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© Dr. Staudacher, AniCura Aachen