AniCura Tierärzte direkt auf deinem Handy!

Tierärztliche Hilfe wann und wo Sie möchten - schnell, einfach und standort-unabhängig. Wir helfen bei kleinen und großen Problemen. Lesen Sie mehr über unsere App

Kastration der Hündin

Kastration der Hündin – ja oder nein? Dies ist ein oft hitzig diskutiertes Thema unter Hundehaltern. Eine dogmatische Pro- oder Anti-Kastrationshaltung ist jedoch nicht angebracht. Stattdessen muss immer individuell für jede Hündin einzeln pro und kontra abgewogen werden. Darum informieren wir in diesem Artikel über die verschiedenen operativen Kastrationsmethoden und die oft erfragte chemische Kastration der Hündin und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. In diesem Artikel:

Was versteht man unter Kastration bei der Hündin?

Der Begriff Kastration bezeichnet die Entfernung der Eierstöcke der Hündin, die dadurch nicht mehr fruchtbar ist. Dies kann operativ oder chemisch erfolgen. Bei der Sterilisation werden die Eierstöcke belassen und nur die Eileiter unterbunden, um die Empfängnis zu verhüten. Das heißt die Hündin wird unfruchtbar, die Fortpflanzungsorgane bleiben jedoch intakt und die Läufigkeit bleibt bestehen.

Bei der operativen Kastration werden die Fortpflanzungsorgane irreversibel entfernt. Hier unterscheidet man zwischen einer Ovarektomie, bei der nur die Eierstöcke entfernt werden sowie einer Ovariohysterektomie, bei der die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernt werden. Nach der Kastration wird die Hündin nicht mehr läufig.

Bei einer chemischen Kastration werden der Hündin Hormonpräparate verabreicht, die die Läufigkeit verhindern. Dies kann in Form von regelmäßigen Injektionen, Tabletten oder in Einzelfällen auch implantierten Chips erfolgen. Sobald die Hormonpräparate abgesetzt werden, wird die Hündin nach oft ungewisser Zeitspanne wieder fortpflanzungsfähig.

Warum werden Hündinnen kastriert?

Die Frage, ob und, wenn ja, wie man seine Hündin kastrieren sollte, ist pauschal nicht zu beantworten. Die drei häufigsten Gründe für die Kastration sind 1) medizinische Notwendigkeit, 2) Prophylaxe und 3) Verhaltensauffälligkeiten.

1) Medizinische Notwendigkeit:

Unumstritten ist eine Kastration bei Hündinnen mit lebensbedrohlichen Krankheiten wie z. B. bösartige Tumore an den Eierstöcken, der Gebärmutter und/oder den Gesäugeleisten, bei Gebärmutterentzündung, bei progesteron-induziertem Diabetes mellitus, übergangenen Geburten oder gravierenden Hormonstörungen. 

Einige Tierärzte empfehlen generell eine Kastration bei Hündinnen, um möglichen zukünftigen Erkrankungen der Geschlechtsorgane vorzubeugen. Mittlerweile ist allerdings belegt, dass sich das Risiko anderer Erkrankungen nach einer Kastration erhöht und die Operation an sich mit nicht unerheblichen Risiken für die Hündin verbunden ist. Die prophylaktische Kastration ist daher laut Tierschutzgesetz in Deutschland verboten, da es keine Indikation gibt.

Ebenso kontrovers wird die Kastration als prophylaktische Verhütungsmethode diskutiert. Verhinderung der Trächtigkeit ist jedoch einer der häufigsten Gründe, warum Halter junge Hündinnen kastrieren möchten. Die Hündin wird nach der Kastration nicht mehr läufig und kann so auch mit Rüden zusammen gehalten werden, ohne dass das Risiko einer Schwangerschaft besteht. Dies betrifft insbesondere Arbeitstiere wie Jagd- und Schutzhunde oder Hunde aus dem Tierschutz. In den meisten Fällen wird hier die Methode der Ovarektomie angewendet.

2) Verhaltensauffälligkeiten

Teilweise hoffen Hundehalter auch, dass sie ihre „Problemhündinnen“ durch Kastration wieder in den Griff bekommen. Dies setzt allerdings voraus, dass die Verhaltensauffälligkeiten durch die Sexualhormone hervorgerufen sind. Dies betrifft z. B. Hündinnen, die ausschließlich während der Läufigkeit oder der Scheinschwangerschaft ein auffallend gestresstes und aggressives Verhalten aufweisen. In anderen Fällen kann die Kastration sogar zu einer unerwünschten Verstärkung von Unruhe, Dominanz- und Territorialverhalten der Hündin führen. 

Generell gilt: die Gründe für die Kastration der Hündin sind von Fall zu Fall verschieden und müssen vorab gemeinsam mit dem Tierarzt besprochen werden. Dabei muss sorgfältig abgewogen werden, ob die Kastration der Hündin sinnvoll und gerechtfertigt ist.

Wie läuft eine Kastration bei der Hündin ab?

Je nach Methode der Kastration der Hündin ist der Ablauf unterschiedlich. 

Die operative Kastration der Hündin erfolgt unter Vollnarkose. Zunächst erfolgt die Rasur und Säuberung des Operationsbereichs. Die Bauchhöhle wird aufgeschnitten und die Eierstöcke, ggf. auch die Gebärmutter chirurgisch entfernt. Anschließend werden die Wunden vernäht. 

Einige Tierärzte führen auch eine endoskopische Kastration durch. Die Endoskopie ist ein Verfahren bei dem minimalinvasiv gearbeitet wird. Die Bauchdecke der Hündin wird dabei nicht großflächig aufgeschnitten, sondern die chirurgischen Instrumente sowie eine hochauflösende Kamera werden über zwei bis drei etwa 5mm große Einschnitte eingeführt und so die Eierstöcke entfernt.  

Die chemische Kastration erfolgt durch Tablettengabe durch den Halter, durch Injektionsspritzen beim Tierarzt (ca. alle 4-6 Monate) oder auch durch die Implantation eines Chips unter die Haut (ca. alle 6-12 Monate). Dies wird nur empfohlen, wenn ein sehr kurzer Zeitraum überbrückt werden muss, da hier Nebenwirkungen befürchtet werden müssen.

Wann sollte eine Kastration bei der Hündin gemacht werden?

Prinzipiell kann die Kastration der Hündin in jedem Alter erfolgen. Die Kastration von Hündinnen ist wann also am besten durchzuführen? 

Der optimale Zeitpunkt richtet sich nach den Gründen, der Hunderasse und v.a. dem Zeitpunkt im Zyklus und sollte daher individuell festgelegt werden. Bei einer frühen Kastration der Hündin wird das Risiko von Gesäugetumoren verringert, gleichzeitig ist aber der Abschluss der Geschlechtsreife wichtig für die Verhaltensentwicklung der Hündin. Oft wird daher empfohlen, Hündinnen erst 3,5 Monate nach der ersten Läufigkeit zu kastrieren. Bei den früher noch üblichen juvenilen Kastrationen behalten die Hündinnen oft ihr welpenhaftes Verhalten und das Risiko für Gelenk- und Knochenerkrankungen steigt, da die Wachstumsfugen später schließen. 

Die Kastration der Hündin zum Zeitpunkt des Anöstrus, der hormonellen Ruhephase zwischen den Läufigkeiten, ist ideal, da hier das geringste Operationsrisiko besteht. Ausnahme hiervon sind akute medizinische Notfälle, in denen natürlich schnellstmöglich operiert werden muss. 

Die chemische Kastration der Hündin muss immer sehr sorgfältig mit dem betreuenden Tierarzt besprochen werden. Auch hier ist der optimale Zeitpunkt für die Verabreichung der Hormonpräparate der Anöstrus.

Was muss man vor und nach der Kastration einer Hündin beachten?

Vor der operativen Kastration der Hündin sollte der Ablauf mit dem Tierarzt detailliert besprochen werden. Zudem sollte der Halter den Tagesablauf so arrangieren, dass die Betreuung und Beobachtung der Hündin nach der OP gewährleistet ist. Denn bei einer operativen Kastration der Hündin muss die Nachsorge gewährleistet sein.

Meist dauert der Eingriff etwa 30 Minuten, allerdings bleibt die Hündin in tierärztlicher Überwachung bis die Narkose nachlässt und sie wieder selbständig laufen kann. Dies kann mehrere Stunden je nach Einzelfall dauern. Danach kann die Hündin mit nach Hause genommen werden, im Normalfall werden für die nächsten Tage noch Schmerzmittel verschrieben, die der Halter selbst verabreichen kann. Um Lecken der Wunde zu vermeiden, sollte die Hündin einen Body oder eine Halskrause tragen. 

In den ersten beiden Tagen sollten Bewegungen auf ein Minimum beschränkt werden und kein Zug auf die Operationsnähte entstehen. Insgesamt sollte die Hündin nach der Kastration für etwa 14 Tage geschont werden, das heißt möglichst ruhig in der Wohnung gehalten werden, Kontakt zu anderen Hunden vermeiden und nur ruhig Gassi gehen. Dabei sollte die Operationswunde täglich kontrolliert werden. Man sollte umgehend den Tierarzt aufsuchen, wenn die Wunde auffällig gerötet oder geschwollen erscheint, Wundflüssigkeit oder gar Eiter austritt, bei Blutungen oder auch bei fehlenden Nähten. Soweit keine Komplikationen auftreten, können die Fäden nach 10-12 Tagen gezogen werden. 

Bei einer chemischen Kastration entfällt die OP, auch hier sollte man jedoch die Hündin nach Kastration hinsichtlich Verhalten und körperliche Einschränkungen beobachten und im Zweifel stets Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt suchen. 

Nach der Kastration benötigt die Hündin weniger Energie. Um Übergewicht und daraus resultierende Gelenkprobleme zu vermeiden, sollte man hier auf das richtige Futter und abgemessene Rationen achtgeben. Die Läufigkeitsblutungen treten nicht mehr auf. Wenn die Hündin blutet trotz Kastration, sollte umgehend der Tierarzt aufgesucht werden.

Wie viel kostet Kastration bei der Hündin?

Die Kosten für die Kastration der Hündin variieren je nach dem Schwierigkeitsgrad der Operation, Methode der Kastration der Hündin, Preis für benötigte Medikamente und richtet sich nach der festgesetzten Gebührenordnung der Tierärzte. Was bei Kastration der Hündin für Kosten im Einzelfall anfallen, sollte daher vorab mit dem Tierarzt geklärt werden. 

Die Kosten der chemischen Kastration richten sich nach dem verwendeten Hormonpräparat und der Dosierung. Die Gesamtkosten variieren je nachdem wie häufig und über welchen Zeitraum die Präparate verabreicht werden müssen. In der Regel sind bei der chemischen Kastration der Hündin die Kosten langfristig höher als bei der operativen Kastration.

Welche Vor- und Nachteile bietet die Kastration der Hündin?

Die operative Kastration der Hündin ist die einzig dauerhafte und zu 100 Prozent sichere Methode zur Empfängnisverhütung. Weitere Vorteile der Kastration bei Hündinnen sind das Ausbleiben der Läufigkeit und der damit einhergehenden Blutungen. Zudem werden Scheinträchtigkeiten verhindert. Eine frühe Kastration der Hündin bietet Schutz vor Gebärmutterentzündung (Pyometra) und Krebserkrankungen am Gesäuge. 

Die Nachteile der operativen Kastration sind zunächst die OP und die Narkose selbst, da hier wie bei jeder Operation Komplikationen auftreten können. Ein weiterer Nachteil sind mögliche Folgeerkrankungen, die in Zusammenhang zur Kastration und dem Zeitpunkt der OP gesetzt werden können. Kastrierte Hündinnen entwickeln häufiger Inkontinenz als andere. Durch den Eingriff in den Hormonhaushalt der Hündin wird der Stoffwechsel verlangsamt, wodurch Hündinnen nach der Kastration bei unangepasster Ernährung übergewichtig werden. Auch Fellveränderungen sind möglich, einige Hündinnen entwickeln beispielsweise vermehrt Unterwolle (Welpenfell), vor allem  rote Hunde wie Langhaardackel, oder leiden unter Haarausfall an den Flanken.

Welche Risiken birgt eine Kastration bei der Hündin?

Bei der operativen Kastration der Hündin handelt es sich um einen Routineeingriff. Dennoch ist eine Operation und Narkose immer mit Risiken verbunden, insbesondere bei Vorerkrankungen oder im hohen Alter. Komplikationen können jedoch immer auftreten. Zudem besteht erhöhtes Risiko von Harninkontinenz, Gewichtszunahme und Felländerungen.

Was sollte man alles über die Kastration bei der Hündin wissen?

Laut Tierschutzgesetz ist die Kastration der Hündin eine Amputation, die nur bei medizinischer Indikation oder zur Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung (z. B. bei Streunern oder Arbeitshunden) durchgeführt werden darf (§ 6 Abs. 1 S. 1 TierSchG). Halter, die ihre Hündin ohne medizinische Indikation kastrieren lassen, machen sich strafbar. Eine Kastrationsentscheidung darf daher immer nur in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt getroffen werden. Auch die chemische Kastration ist ein bedeutender Eingriff in den Hormonhaushalt der Hündin. Trotzdem gibt es natürlich auch viele vernünftige Gründe für eine Kastration. Daher sollte man sich als Halter vorweg in Ruhe informieren und Risiken und Vorteile sorgfältig abwägen.

 

© AniCura

Contact a veterinarian

Error

An error has occurred. This application may no longer respond until reloaded.