Harnveränderungen bei Reptilien

Reptilien weisen viele Unterschiede zu Säugetieren auf. Dies gilt auch für den Urin. Hier haben wir Ihnen Informationen zu den Besonderheiten bei Reptilien zusammengestellt.

Harnproduktion bei Reptilien

Schlangen und mehrere Arten von Echsen haben keine Harnblase, die Speicherung des Urins erfolgt bei diesen Tieren in der Kloake. Schildkröten hingegen besitzen eine Harnblase; der Urin fließ allerdings ebenfalls zuerst in die Kloake und von dort in die Blase, wo er gespeichert wird.

Der Harn von Reptilien sollte sich weiß-kristallin bis beinahe wasserartig darstellen. Die Konsistenz ist abhängig von der Uratkonzentration im Harn. Urat wird das Salz der Harnsäure genannt. Dessen Anteil im Reptilienurin ist deutlich höher als bei Säugetieren, was an unterschiedlichen Stoffwechselvorgängen liegt.

Normale Harnkonsistenz und -farbe bei Reptilien

Der Urin von z. B. Wasserschildkröten oder gut hydrierten Landschildkröten ist in aller Regel klar, farblos und durchsichtig, während z. B. bei Königspythons der oben erwähnte, vom erhöhten Uratgehalt weiß-kristalline Harn zu erwarten ist. Abhängig von der Wasseraufnahme und der Spezies kann bei Reptilien der Harn auch zäh bis fest vorliegen, ohne krankhaft verändert zu sein.

Häufig vorkommende Veränderungen im Harn von Reptilien

Futtermittelbedingt:

Oft entstehen Verfärbungen des Urins durch färbende Nahrungsmittelbestandteile (z. B. Löwenzahn), diese sind dann in aller Regel vollkommen harmlos und verschwinden rasch nach Absetzen des jeweiligen Futters. Auch, wenn der Tierarzt ein Vitamin-B-Präparat gespritzt hat, verfärbt sich der Harn (in diesem Fall gelblich).

Harnwegsinfektion:

Reptilien sind vor Infektionen der Harnwege ebenso wenig gefeit wie andere Tiere, in Frage kommen hier Bakterien, Pilze oder Parasiten (z. B. Hexamiten, Trematoden). Der Urin präsentiert sich dann normalerweise trüb und schleimig, übelriechend und verfärbt, ggfs. sind Blutbeimengungen sichtbar und der Harn kann z. B. bei Hexamitenbefall auch fadenziehend werden.

Harnsteine:

Harnsteine sind bei Reptilien (besonders pflanzenfressenden) durchaus häufig, meist bestehen diese aus Calciumoxalat oder Urat. Sie können in der Niere, der Blase oder den harnableitenden Wegen vorkommen und im Falle einer Blockade erheblichen Schaden in der Niere verursachen (Nierenkolik). Manchmal können sichtbarer Gries oder kleine Uratsteinchen im Urin erkennbar sein und dienen als Indikator für eine potentiell vorhandene Gichterkrankung.

Als Ursachen für Steinbildung gelten beispielsweise eine zu geringe Wasseraufnahme oder Ernährungsfehler (Fütterung von zu proteinreichen Futtermitteln). Im Falle einer zu niedrigen Uratausscheidung (bei normaler Produktion) kommt es in weiterer Folge zur Nierenschädigung oder zu Nierensteinen, was seinerseits wiederum als häufige Ursache für Gicht verantwortlich zeichnet.

Lebererkrankung:

Weist der Urin ihres Reptils eine Grünfärbung (bisweilen auch braun) auf, so kann dies als Hinweis auf eine Lebererkrankung oder Erkrankung des Gallensystems gesehen werden. Die Krankheit kann oft schon sehr viel länger und vom Besitzer vollkommen unbemerkt vorgelegen haben.

Weitere Symptome sind z. B.

  • Appetitlosigkeit
  • Verdauungsstörungen (Verstopfung oder Durchfall mit hellem lehmartigem Kot) und
  • Apathie

In späteren Stadien des Verlaufs ist auch die typische Gelbfärbung von Haut und Schleimhaut, insbesondere bei Maul- und Augenschleimhäuten zu beobachten. Auch hier können bakterielle Infektionen (z. B. Mykobakterien) oder Einzeller (Hexamiten, Kokzidien) beteiligt sein.

Blut im Harn (Hämaturie)

Wenn Sie bei der Harnausscheidung ihres Reptils eine Blutbeimengung bemerken, könnte dies gegebenenfalls auf die oben erwähnte infektiöse Blasenentzündung, Harnsteine, paarungsbedingte Verletzungen, eine Nephropathie (Nierenerkrankung) oder z. B. einen Harnblasentumor zurückzuführen sein und sollte tierärztlich abgeklärt werden.

Diagnose von Harnveränderungen bei Reptilien

Stellen Sie Ihr Tier am besten einem Reptilien-erfahrenen Tierarzt vor. Er wird es gründlich untersuchen, um die Ursache für das Problem zu finden. Neben der körperlichen Untersuchung können weiterführende Tests sinnvoll sein, wie z. B. Röntgen, Ultraschall, Blutuntersuchungen oder Tupferproben (Bakterien, Pilze). Auch eine mikroskopische Harnuntersuchung wird durchgeführt, in der z. B. Vorläufer von Harnsteinen, Entzündungszellen, Bakterien oder andere Beimengungen erkannt werden können.

Therapie von Harnveränderungen bei Reptilien

Der Tierarzt wird nach der Diagnosestellung die Ursache des Problems behandeln. Gegen Parasiten gibt es Medikamente, ebenso wie Antibiotika gegen Bakterien.

Dem größten Raum aber sollten Haltungs- und Fütterungsoptimierung einnehmen! Da Reptilien sehr sensibel auf unpassende Umgebungsbedingungen reagieren und daran erkranken, lässt sich dort viel erreichen. Eine angepasste Fütterung, veränderte Temperatur und / Luftfeuchte, ggfs. gründliche Reinigung und Desinfektion des Terrariums / Aquariums, etc. sind mögliche Veränderungspunkte.

Ihr Tierarzt wird dies im Detail mit Ihnen besprechen. Vielleicht bekommen Sie auch Nahrungsergänzungsmittel mit nach Hause, über deren Anwendung Sie ebenfalls informiert werden. Damit es Ihrem Reptil schnell wieder gut geht!

Harnveränderungen bei Reptilien: Fazit

Harnveränderungen bei Reptilien können harmlose Ursachen haben. Sie können aber auch Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung sein und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Kontaktieren Sie im Zweifel einen Reptilien-erfahrenen Tierarzt.

©Anicura

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