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Landschildkröten halten: Artgerechte Heimtierhaltung

Längst beschränkt man sich in der Haustierhaltung nicht mehr auf Hunde, Katzen, Nagetiere oder Vögel. Auch viele exotischere Reptilienarten – unter ihnen die Landschildkröte – sind mittlerweile beliebte Heimtiere und erfreuen als neue häusliche Mitbewohner ihre Besitzer.

Sie spielen ebenfalls mit dem Gedanken, eine Landschildkröte zu halten? Diese Entscheidung sollte wohl überlegt sein. Das Panzertier kann – unabhängig ob Sie eine Wasser- oder Landschildkröte halten – im Idealfall nämlich ein stolzes Alter von über 70 Jahren erreichen, weshalb Sie sich mit dieser Reptilienart einen lebenslangen Begleiter zulegen. 

Als Mitbewohner eignet sich die Schildkröte, die in bis zu 90 Prozent der Fälle Salmonellenerreger überträgt, beispielsweise leider nicht für Kinder sowie immungeschwächte und ältere Menschen. 

Da Schildkröten nicht wie Hunde oder Katzen domestiziert sind und nach wie vor als Wildtiere betrachtet werden müssen, kommen sie außerdem nicht als Spielgefährten infrage. Eine Landschildkröte artgerecht zu halten bedeutet so beispielsweise auch, den gepanzerten Schützlingen nicht durch häufiges Anheben oder Berührungen Stress zu verursachen. Vielmehr finden Sie stattdessen in dem gemütlichen Panzertier ein tolles Heimtier zum Beobachten und Pflegen. 

Doch stellt die Schildkröte nicht nur Anforderungen an seinen potenziellen Besitzer, sondern ist auch selbst ein sehr anspruchsvolles und sensibles Haustier, bei dessen Haltung es allerlei zu berücksichtigen gilt.

Anmeldepflicht

Da Schildkröten weltweit vom Aussterben bedroht sind, werden sie seit einigen Jahren durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Deshalb unterliegt die Heimtierhaltung von Landschildkröten der Anmeldungs- und Meldepflicht. Diese beinhalten die Dokumentation von Informationen zum Erwerb und der Herkunft der Landschildkröte sowie die Fotodokumentation von Bauch- und Rückenpanzer.

Im Rahmen unserer nachfolgenden Erläuterungen zur Behausung, Umgebungstemperatur und Fütterung der Landschildkröte finden Sie eine Übersicht zu den speziellen Haltungsbedingungen dieser exotischen Haustiere. 

Artspezifische Haltungsanforderungen

Vor der Anschaffung der Landschildkröte sollten Sie sich mit den verschiedenen Arten der Landschildkröte sowie den jeweiligen artspezifischen Besonderheiten und Haltungsanforderungen vertraut machen. Dies beinhaltet Kenntnisse hinsichtlich ihres natürlichen Lebensraumes und den Konsequenzen für die naturnahe Nachgestaltung in Form der Behausung, ebenso Informationen zur Physiologie und Ernährungsbedürfnissen. Hierzu informieren Sie sich bitte in Form von entsprechender Fachliteratur zur jeweiligen Art, um Ihre spezielle Landschildkröte artgerecht halten zu können. 

Um das Wohlbefinden Ihres Panzertiers zu gewährleisten und zu ihrer Gesundheitserhaltung beizutragen, ist es bedeutsam, dem exotischen Heimtier einen möglichst naturnahen Lebensraum nach zu gestalten. Dies gelingt, indem Landschildkröten in der von Ihnen geschaffenen Behausung, Luftfeuchte und Umgebungstemperatur diejenigen Bedingungen vorfinden, die dem natürlichen Lebensraum der Schildkröten möglichst gleichkommen. 

Behausung

Als wechselwarme Reptilienart regulieren Schildkröten im Gegensatz zu den sogenannten gleichwarmen Säugetieren und Vögeln ihre Körpertemperatur nicht von innen heraus, sondern über extern geschaffene unterschiedliche Temperaturzonen. Aufgrunddessen bedarf die Behausung von Landschildkröten eines Temperaturgefälles, das durch vorhandene Wärmequellen und Abkühlungsmöglichkeiten geschaffen wird.  

Hierfür ist ein Freigehege mit einem wärmeisolierten, beheizten Frühbeet (oder Gewächshaus) am besten geeignet. Dieses sollte im eigenen Gartenbereich großräumig angelegt werden – bei einer ausgewachsenen Landschildkröte empfiehlt sich ein Richtwert von 10 Quadratmetern.

Im Terrarium sollten Landschildkröten nicht gehalten werden, da nur ein Außengehege in Kombination mit der Wärmeisolierung und Beheizung das für die Tiere angemessene Temperaturgefälle bereitstellt: Denn die Panzertiere benötigen neben ausreichend Wärme auch die kälteren Temperaturen in der Nacht sowie den jahreszeitlichen Rhythmus, um sich auf die Winterstarre einzustellen und vorzubereiten. Bitte sehen Sie aus diesem Grund davon ab, Ihre Landschildkröte im Terrarium halten zu wollen.

Auch von einer Wechselhaltung zwischen Terrarium und Freigehege ist dringend abzuraten, da ein häufiger Umgebungswechsel den sensiblen Exoten viel Stress verursacht und sie so unter Umständen anfällig für diverse Krankheiten machen kann. Daher ist es notwendig, Ihre Landschildkröten dauerhaft im selben Gehege zu halten.

Für die Größe des Geheges gilt: Mehr ist mehr! Das Freigehege mit Frühbeet schafft notwendigen Freiraum, insbesondere bei Gruppenhaltung, und gewährleistet ausreichend artgerechte Bewegungs- und Versteckmöglichkeiten. Für Letztere können Sie in Form von liegenden Baumstämmen oder Findlingen sorgen. Durch Hügel und Klettergelegenheiten lässt sich der natürliche Lebensraum der Schildkröten nachbilden. 

Das Außengehege sollte zum Schutz der Landschildkröten angemessen eingezäunt sein.

Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen

Die Temperatur im Frühbeet sollte tagsüber mindestens 20 Grad und nachts nicht weniger als 14 Grad betragen. Im Sommer kann dies vollkommen über die Außentemperatur geregelt werden, in der Übergangszeit muss geheizt werden.

Achten Sie darauf, dass die Wärmequellen nicht zu schwach oder zu weit entfernt angebracht sind. Denn zu geringe Temperaturen behindern die erforderliche Temperaturregulierung Ihrer Landschildkröte und verursachen Unterkühlungen. Diese gehen nicht selten mit Verdauungsstörungen und einer herabgesetzten Immunabwehr einher und resultieren möglicherweise in Stoffwechselstörungen und Infektionskrankheiten.

Das Frühbeet sollte eine Wärme- und UV-Lampe enthalten, sodass an kälteren Tagen und Nächten für entsprechende Beleuchtung und Wärme gesorgt ist. Insbesondere die UV-Lampe ist bedeutsam für die Gewährleistung der Gesundheit Ihres Panzertiers, da die UV-Strahlen wichtig für ihren Kalzium- und Knochenstoffwechsel sind.

Bitte verwenden Sie auf keinen Fall die in vielerlei Zoogeschäften angebotenen Heizmatten oder Heizsteine – diese können Missbildungen am unteren Panzer der Schildkröte verursachen.

Da Schildkröten keine Trockenheit vertragen und sich hierdurch unter Umständen Höcker auf ihren Panzern bilden können, ist es wichtig, dass Sie das Gehege Ihrer Landschildkröte stets feucht halten. Feucht - nicht nass! Dies gilt insbesondere für Jungtiere, deren Panzer sich noch im Wachstum befindet.

Wählen Sie hierfür ein Bodensubstrat, das nicht zu schnell austrocknet, und besprühen Sie den Boden täglich frisch mit Wasser. Insbesondere der Schlafbereich und die Versteckmöglichkeiten, wie beispielsweise Moos sollten stets Feuchtigkeit enthalten.

Außerdem benötigen Ihre exotischen Schützlinge zur Temperaturregulierung und Flüssigkeitsaufnahme ausreichend Wasser in diversen Trink- und Badeschalen. Die Schalen platzieren Sie bestenfalls im Frühbeet und Freigehege an verschiedenen Stellen, sodass die Tiere jederzeit baden und trinken können.

Auch zu hohe Haltungstemperaturen wirken sich negativ auf die Gesundheit Ihrer Landschildkröte aus. Die Schildkröte wächst umso schneller, je wärmer es ist – ein Zuviel an unnatürlicher Wärme kann so zur Verformung des Panzers führen. 

Im Außengehege wiederum spielt die Temperatur keine Rolle, da die Tiere bei Temperaturen unter 12 Grad keinen Freigang haben, sondern sich im Frühbeet aufhalten oder in Winterstarre befinden. 

Landschildkröten in Gruppen halten?

Die Empfehlung zur Allein- oder Gruppenhaltung ist abhängig von der jeweiligen Schildkrötenart. Mit anderen Arten zusammen sollte man Landschildkröten nicht halten, da die Exoten sich in ihren Haltungsansprüchen, Aktivitätszeiten und Verhaltensweisen stark unterscheiden können. Auch sollten Jungtiere niemals mit erwachsenen Landschildkröten gehalten werden. 

Sollten Sie mehrere Landschildkröten halten wollen, geht dieses unbedingt mit einem erhöhten Platzbedarf einher – andernfalls kann es zu Revierkämpfen kommen. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis beinhaltet eine männliche Schildkröte auf drei bis vier Weibchen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das männliche Tier in seinem ausgeprägten Paarungstrieb die weiblichen Tiere in geringerer Anzahl zu stark bedrängen würde. Ausschließlich männliche Landschildkröten gemeinsam zu halten, ist nicht ratsam. 

Futter

Landschildkröten sind ihrem Wesen nach Vegetarier und benötigen deshalb eine pflanzliche Ernährung. Hierfür eignen sich beispielsweise Wiesenkräuter (z. B. Löwenzahn, Disteln, Brunnenkresse oder Kapuzinerkresse), Blätter (z.B. Gelbe Rüben, Zucchiniblätter), Blüten, sowie Gartenkräuter und viele weitere. Bei der Wahl des pflanzlichen Futters sind unter anderem folgende Eigenschaften wichtig: 

  • hoher Calcium-Anteil
  • hoher Mineralgehalt
  • geringer Wasseranteil
  • hoher Faseranteil

Außerdem können Sie Ihrer Landschildkröte ein wenig unbehandeltes Gemüse anbieten. Obst ist aufgrund des Fruchtzuckergehalts mit Vorsicht zu genießen. Im Rahmen eines separat hinzugefügten Kalkpulvers stellen Sie zusätzlich die Kalziumzufuhr Ihres Lieblings sicher. Dies lässt sich aber auch über Eierschalen lösen. Platzieren Sie das Futter am besten an verschiedenen Stellen des Geheges, sodass Sie die Schildkröten zur natürlichen Futtersuche animieren.

Reinigen Sie täglich sämtliche Wasserbehälter und sammeln Sie Futterreste und Kot ein, um das Gehege sauber zu halten. 

Überwinterung

Landschildkröten zu halten, kann für Sie als Halter sehr einsam werden, sobald der Winter beginnt. Denn Ihr gepanzerter Mitbewohner wird sich in den Wintermonaten einige Monate in eine Winterstarre begeben. Im Rahmen dieser kommt ihr Stoffwechsel zum Erliegen und sie verbraucht kaum Energie. Ihre Herzschläge werden bis auf ein Minimum verlangsamt, die Nahrungsaufnahme wird ganz eingestellt und die Schildkröte erstarrt in sich.

Die Winterruhe Ihres gepanzerten Lieblings kündigt sich an, indem Ihr Tier nichts mehr frisst, sich ein ruhiges Plätzchen sucht und auskühlt. Bis sein Darm leer ist, scheidet die Schildkröte circa 4 Wochen lang weiterhin Kot aus. Anschließend gräbt sie sich ein. 

Die Überwinterung Ihres Panzertiers lässt sich am leichtesten in einem separaten Kühlschrank durchführen, der auf 4 bis 6 Grad eingestellt ist. Das Tier kann in Überwinterungsboxen in etwas feuchte Gartenerde mit einer Schicht Laub oder Moos gelegt werden. Achten Sie darauf, dass die Umgebungstemperatur 8 Grad nicht übersteigt, da sonst der Stoffwechsel des Tieres angeregt wird. Sie müssen ihren Überwinterungszustand täglich überprüfen und dabei auch den Kühlschrank lüften. 

Transport

Sollte Ihr exotischer Liebling artuntypische Verhaltensweisen zeigen, die Sie beim Besuch bei einem Tierarzt für Reptilien abklären möchten, benötigen Sie selbstverständlich auch eine Transportbox, die den Bedürfnissen Ihres Panzertiers gerecht wird. Hierbei sollte es sich um ein isoliertes Behältnis mit integrierten Wärmequellen handeln, das die Vorzugstemperatur Ihres Tiers ermöglicht. Die Wärmequellen können Sie bei Bedarf in Form einer Wärmflasche oder eines Wärmepads selbst schaffen. 

Landschildkröten halten: anspruchsvolle Mitbewohner

Landschildkröten eignen sich nicht für jedermann als Heimtier. Es ist notwendig, sich gezielt mit Hilfe von Fachliteratur mit der jeweiligen Landschildkrötenart und den speziellen Ansprüchen an die Gestaltung ihres Lebensraumes in Ihrem Zuhause vertraut zu machen. Die artgerechte Haltung von Schildkröten ist nicht nur notwendig, um ihr Wohlbefinden, sondern auch um ihre gesunde Entwicklung zu gewährleisten. Diese geht einher mit diversen Anforderungen an die Größe und Gestaltung der Behausung, Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen, UV-Bestrahlung und Ernährung Ihres exotischen Schützlings. Nur so gelingt es dem gepanzerten Wildtier, sich in Ihrem Zuhause ebenso heimisch zu fühlen. 

 

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