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Hund im Koma

Anfang Oktober wurde ein Berner-Sennen Rüde, Epilepsiepatient eingeliefert:

Er hatte die ganze Schachtel Phenobarbitalkapseln gefressen: 120 Kapseln à 65 mg…

Der Wirkstoff Phenobarbital wird aufgrund seiner krampflösenden Eigenschaft zur Epilepsiebehandlung eingesetzt. Neben dieser Eigenschaft wirkt das Medikament auch dämpfend und Schlaf fördernd, weshalb es früher als Beruhigungs- und Schlafmittel eingesetzt wurde. Bei einer Überdosis fahren die Funktionen des Körpers herunter, es kann zum Atemstillstand, Koma, Nierenversagen und Leberversagen kommen.

Hund Balou im Koma 

Trotz sofortiger Entgiftungsmaßnahmen ist Balou ins Koma verfallen.

Es gibt kein Medikament, das die Wirkung von Phenobarbital wieder aufhebt. Bei einer Überdosis steht die Stabilisierung des Kreislaufs im Fokus, bis das Medikament vom Körper abgebaut wurde. Die Halbwertszeit bei Phenobarbital liegt bei einem Erwachsenen Menschen zwischen 2 und 4 Tagen. In dieser Zeit kann man davon ausgehen, dass die Hälfte des aufgenommenen Wirkstoffes vom Körper abgebaut wurde. Wir gingen bei Balou von einer ähnlichen Halbwertszeit aus, weshalb wir von einem Abbau des Medikamentes innerhalb von 4 bis ca. 8 Tagen rechneten.

Tag 1 bis Tag 7

So lag er nun, gut gebettet in unserer Krankenstation: keine epileptischen Anfälle, komatös, Dauertropfinfusion.
Regelmäßige Entwässerung, konsequentes Monitoring (Überwachung der Vitalparameter mit einem Monitor), Umbetten alle 2 Stunden…
Irgendwann hat er, trotz korrekter Umlagerung, erbrochen und etwas davon eingeatmet, zum Glück war seine Atmung weiterhin ohne Probleme.
Er wurde Tag und Nacht überwacht. Nachdem der Zustand stabil war, wenn gleich nicht befriedigend, war es wichtig den Besitzern maximale Geduld abzuverlangen. Sie litten selbstverständlich mit Ihrem Balou – und wir auch.

Noch vor dem ersten „Guten Morgen“ hat jeder gleich in der Früh gefragt: „Wie geht’s dem Berner?“
Manchmal kamen uns Zweifel ob Balou das überstehen würde…

Tag 8 bis Tag 11

Plötzlich nach einer Woche hat er begonnen seine Beine im Liegen zu bewegen, dann wieder stundenlang nichts…
Tag 9:  Er öffnet vorsichtig die Augen und hebt den Kopf, er ist nicht ansprechbar.
Hygienemaßnahmen mehrmals täglich – Umbetten weiterhin alle 2 Stunden Tag und Nacht – Dauertropf, etc.
Tag 11: Was für eine Freude – vor der Morgenvisite steht Balou selbständig auf, wedelt mit dem Schwanz – scheint Hunger zu haben. Kleiner Gartenspaziergang- etwas wackelig – vorsichtiges Anfüttern.
Das Erwachen von Balou aus dem Koma hat sich in der Klinik rasch herumgesprochen – er war fortan der meistbesuchte Indoor-Patient, den wir je hatten. Spaziergänge im Klinikgarten – Riesenfreude!
Weiter intensive Maßnahmen, wie bereits die Tage zuvor.

Balou darf nach Hause

Am nächsten Tag (Tag 12 nach der Tablettenaufnahme) war er soweit: Entlassung in häusliche Pflege. Ein tolles Bild – ein Familie voller Freude und auch unser Patient schien sehr froh nach Hause gehen zu dürfen und können…
Es hat bei uns ein gutes Gefühl hinterlassen, dass der Aufwand und die Hingabe belohnt wurden.
Wir hoffen sehr, dass Balou keine Langzeitschäden davongetragen hat.

© Markus Kasper, Tierarzt & Klinikleitung, AniCura Tierklinik Aspern

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