Manch ein Hundebesitzer wünscht sich, anderen bereits aus der Entfernung klar machen zu können – mein Hund soll oder möchte keinen Kontakt mit anderen Menschen oder Hunden haben. Oft scheitert dies entweder am fehlenden Megafon oder an der Verständnislosigkeit der Anderen – leider. Glücklicherweise gibt es inzwischen eine Kampagne namens „Gelber Hund“ die Abhilfe schaffen soll.Die Kampagne kommt ursprünglich aus Schweden und ist bereits seit 2012 unter dem Namen „Gulahund“ und/oder „Gelber Hund“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten. Obwohl die Kampagne der „Gelbe Hund“ hauptsächlich an Hundehalter gerichtet ist, ist sie selbst unter diesen noch relativ unbekannt. Das muss sich ändern und deshalb möchten auch wir dazu beitragen diese sinnvolle und wichtige Kampagne bekannter zu machen.
Mehr Abstand für empfindliche Hunde
Das Prinzip ist einfach – wer möchte, dass sein Hund von anderen Menschen oder Hunden in Ruhe gelassen wird, befestigt an der Leine oder am Halsband eine leuchtend gelbe Schleife oder ein Halstuch. Dies soll anderen Hundehaltern schon von Weitem signalisieren, dass Kontakt nicht erwünscht ist und der Hund mehr Freiraum braucht. Die anderen Hundehalter haben somit Zeit ihren eignen Hund zu sich zu rufen und ggf. anzuleinen, um dem anderen Hund-Mensch-Gespann die Möglichkeit zu geben auszuweichen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die anderen Hundehalter davon wissen und auch die Hintergründe verstehen. Wie kann es sein, dass dieser Hund keinen Kontakt zu meiner entzückenden Fellnase möchte? Manchmal fehlt das Verständnis dafür, doch es gibt durchaus Situationen im Leben eines Hundes, die dazu führen, dass der Hund mehr Distanz braucht.
- Läufige Hündin
Hier geht es nicht nur darum, dass unerwünschter Nachwuchs verhindert werden soll. Ob Sie nun einen unkastrierten Rüden haben oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Oft werden läufige Hündinnen auch von kastrierten Rüden oder anderen Hündinnen aufgrund des interessanten Geruches regelrecht belästigt, was beim betroffenen Tier zu unnötigem Stress führen kann. - Hund im neuen zu Hause
Der Hund ist erst vor Kurzem in die Familie gekommen und soll sich erst einleben und auf seine Menschen einstellen können. Eventuell ist er auch aus dem Auslandstierschutz und braucht in unserer völlig anderen Welt erst noch etwas Zeit um sich einzugewöhnen. - Der Hund hat Angst oder ist unsicher
Der Hund hat eventuell schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen oder Hunden gemacht oder möchte einfach keinen Kontakt. Wenn der Kontakt erzwungen wird, kann es sein, dass der Hund die Flucht ergreift oder sich aus Angst nicht anders zu helfen weiß und sich verteidigt. Genauso ist es möglich, dass er sich Hunden gegenüber sehr sozial verhält, aber anderen Menschen gegenüber eher ängstlich oder unsicher zeigt und nicht angefasst oder angesprochen werden möchte. - Der Hund ist krank oder alt
Ein kranker oder alter Hund ist geschwächt und sollte durch die Begrüßung eines überschwänglichen Artgenossen nicht unnötig belastet werden. Ein kranker Hund kann zudem auch ansteckend für andere Hunde sein. - Ein kürzlich operierter Hund
Ein Hund, der vor Kurzem operiert wurde, muss – wie ein Mensch auch – geschont werden, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Frisch operierte Hunde können nicht immer direkt durch einen Halskragen, einen Body oder einen Verband identifiziert werden. Halskragen und Body dienen meist nur dazu, das Lecken an der Operationswunde zu verhindern, durch die Ablenkung beim Gassi gehen sind sie draußen meist nicht notwendig. Sollte während dieser Heilungsphase ein Gerangel oder ein Spiel mit einem anderen Hund stattfinden, könnte es im schlimmsten Fall zu einer Blutung oder einer Eröffnung der Operationswunde kommen. Dies würde bedeuten, dass der Hund erneut in Narkose gelegt werden muss, um die Blutung zu stoppen oder die Wunde wieder zu verschließen. In der Regel reicht eine Schonungsphase von ca. 12 – 14 Tagen aus, z. B. nach einer Kastration. Sollte der Hund eine Operation an einem Gelenk gehabt haben, ist die Rehabilitationsphase länger und der Hund darf während dieser Zeit nicht spielen oder rennen. - Der Hund ist im Training
Je nach Trainingsart, sollte der Hund während einer Trainingsphase nicht unnötig abgelenkt werden um sich auf das Training zu konzentrieren.
Was der gelbe Hund nicht ist:
Die gelbe Schleife soll kein Signal dafür sein, dass ein Hund aggressiv gegenüber Menschen oder anderen Hunden ist, dafür gibt es Maulkörbe.
Grundsätzliches zu Hundekontakt an der Leine
Eine Leine dient nicht nur dazu den Hund am Weglaufen zu hindern, sie ist auch ein Versprechen an den Hund „du stehst unter meinem Schutz, ich pass auf dich auf“. Dieses Versprechen kann vom Mensch nicht eingehalten werden, wenn der Hund an der Leine belästigt oder bedrängt wird, was insbesondere bei unsicheren und ängstlichen Hund fatal sein kann. Dies hat dazu geführt, dass die meisten Hundetrainer davon abraten Kontakt an der Leine überhaupt zuzulassen. Den Tieren fehlt an der Leine schlichtweg die Ausweichmöglichkeit, was zu Stress und folglich zu unerwünschtem Verhalten und im schlimmsten Fall zu einer Beißerei mit schwerwiegenden Verletzungen führen kann.
Sie können so ein hündisches Verhalten nicht nachvollziehen?
Stellen Sie sich vor Sie sind in einem Fahrstuhl, die wenigsten Menschen sind darauf aus im Fahrstuhl Kontakt mit fremden Menschen aufzunehmen – oder? Die Türe öffnet sich und ein neuer Fahrgast steigt ein. Er stellt sich trotz ausreichend Platz eng neben Sie und spricht Sie an, Ihre abwehrende Haltung interessiert ihn nicht. Sie versuchen es deutlicher (ein Hund würde knurren) und sagen ihm, dass er Abstand halten und Sie in Ruhe lassen soll. Ihnen ist nicht klar, warum er trotz dieser klaren Hinweise noch immer keinen Abstand hält, Sie hoffen die Fahrstuhltüre geht bald auf (Ihr Hund würde sich wünschen, dass sie weitergehen oder ihm helfen). Die Situation wird Ihnen extrem unangenehm, ihre Intimdistanz ist deutlich unterschritten. Es sind noch 10 lange Stockwerke, Ihnen reicht es – entsprechend Ihres Charakters reagieren Sie jetzt!
So ungefähr dürfte sich ein Hund fühlen, wenn er unerwünschten Kontakt an der Leine hat. Vielleicht hilft eine gelbe Schleife Ihrem Hund mehr Freiraum zu bekommen.
Fazit zum "Gelber Hund Programm"
Auch wenn man die Hintergründe nicht kennt, gibt es meist mindestens einen guten Grund, warum ein Hund mehr Freiraum benötigt. Toll wäre eine steigende Akzeptanz unter Hundehaltern, die keinen Erklärungsbedarf für den Wunsch nach Abstand erfordern.
Wer eine gelbe Schleife an der Leine oder am Halsband eines anderen Hundes sieht, sollte aus Rücksicht seinen eigenen Hund zu sich rufen. Unter Umständen kann man sich mit dem anderen Hundehalter absprechen und den Kontakt doch zulassen. Wir hoffen, dass sich die Kampagne weiterhin etabliert und die Akzeptanz der Hundehalter stetig wächst.
© Kathrin Brenner, Marketing Coordinator, AniCura DACH