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Ein alter Hund

Was freuen wir uns auf den Geburtstag unseres Vierbeiners. Da werden Geschenke gekauft, ein Extra-Sonder-Spezial-Geburtstagsgassi mit Freunden organisiert und auch ein mehr oder weniger hundgerechter „Geburtstagskuchen“ kreiert, wahlweise mit Hackfleisch, Leberwurst oder Wienerle.

Zur anfänglich vorherrschenden Freude gesellt sich mit jedem Jahr, welches das zweistellige Alter näher rückt oder überschritten hat, auch etwas Wehmut, Sorge und Traurigkeit. Man beobachtet genauer, sieht vielleicht auch schon das eine oder andere Mal „weiße Mäuse“. Kommt er (der Einfachheit halber „der“ Hund) morgens schlechter auf die Beine? Das „Sitz“ kommt vielleicht mit etwas weniger Begeisterung. Trödelt er absichtlich und verbringt mehr Zeit beim „Zeitung lesen“. Lässt er den Ball schon früher irgendwo liegen? Warum wartet er nicht an der Tür, wenn ich nach Hause komme, wie es sonst IMMER der Fall war. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, von jedem Besitzer, für jedes Tier.

Wenn tatsächlich die eine oder andere Frage mit „ja“ zu beantworten war, dann haben wir vermutlich einen alten Hund zu Hause. Mit den Jahren kommen die alterstypischen Zipperlein: ein wenig Arthrose, mit der Hund morgens ein paar Minuten braucht, bis er in Schwung kommt, Veränderungen an den Zähnen, die nun deutlich mehr Aufmerksamkeit verdienen, vielleicht ein „bisschen Herz“, das medikamentöse Unterstützung braucht, die Ohren, die nicht mehr jeden Mäusepups hören und die Augen, die sich sichtlich eintrüben. Das alles sind normale Vorgänge im Alter. Manche dieser Erscheinungen mögen das Zusammenleben einfacher machen – jagdbares Wild wird nicht mehr gesehen oder der Jahreswechsel mit seiner (unnötigen) Böllerei verläuft überraschend entspannter als die Jahre davor, weil es nicht mehr gehört wird.

Aber es gibt auch die Sorgen, die mit den einzelnen Problemchen auftreten. Man wird als Besitzer oftmals übersehen oder das Rufen/der Pfiff nicht mehr gehört. Nicht selten geraten erst Hund und dann Herrchen/Frauchen in Panik, weil der andere es auch tut. Oft genug selbst erlebt, dass sich die älteren (vierbeinigen) Herrschaften hektisch umsehen, suchend nach der Familie und dann den schnellsten Weg nach Hause einschlagen. Treten solche Situationen häufiger auf, muss eine sichere Lösung gefunden werden, um Unfälle zu vermeiden, falls dies in verkehrsreichen Gebieten passiert. Das bedeutet, dass immer häufiger die Leine zum Einsatz kommen muss, obwohl man die früher so gut wie nie brauchte.

Ganz oft müssen auch die üblichen Gassi-Strecken verändert werden. Im Sommer wird, als Schutz vor der Sonne, in den Wald oder an den Bach/Fluss ausgewichen. Die Bergtouren müssen gestrichen werden und die regulären Strecken werden kürzer.

Auch beim Hund gibt es eine Art Demenz – das Kognitive Dysfunktionssyndrom. Dabei handelt es sich um eine, dem Menschen ähnliche Demenzerkrankung, die auch „Hunde-Alzheimer“ genannt wird, die bei einem bis zwei Dritteln der älteren Hunde zu beobachten ist. Der Zeitpunkt des Auftretens und auch der des Fortschreitens ist unterschiedlich. Häufig wird es nicht gleich als solches erkannt, da es in vielen Punkten dem normalen Alterungsprozess entspricht. Dabei kommt es zu Altersprozessen an den Nervengeweben. Möglicherweise verzögert eine geistige Auslastung das Auftreten. Die Symptome lassen sich unter fünf Oberbegriffen zusammenzufassen:

  • Desorientiertheit: zielloses Wandern, ins Leere starren, sich in der Wohnung verlaufen,  Kommandos nicht befolgen
  • Veränderte Interaktionen: weniger Freude an Spielzeug, weniger Bedürfnis
    nach körperlichem Kontakt, weniger Freude dem Besitzer gegenüber
  • Veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus: erhöhtes Schlafbedürfnis, Hyperaktivität
    oft mit Winseln oder Hecheln in der Dämmerung, Wechsel zwischen Schlaflosigkeit und sehr tiefem Schlaf
  • Unsauberkeit: manche Hunde signalisieren das Bedürfnis zum Kot- oder
    Urinabsatz nicht mehr, obwohl sie bisher stubenrein waren
  • Veränderte Aktivität: unstetes Umherlaufen, weniger Reaktion auf Spielauf-
    forderungen, Abnahme zielgerichteter Aktivitäten

Sollten Sie einzelne Verhaltensweisen bei Ihrem Tier feststellen, sprechen sie Ihren Tierarzt darauf an. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ihr Tier zu unterstützen.

Manchmal verändert sich auch das Fressverhalten unsere älteren Herrschaften in unterschiedliche Richtungen. Sicherlich ist es einfacher, einen Vielfraß zu bremsen, jedoch in ähnlichem Maße anstrengend, alles fressbare aus seiner Reichweite zu entfernen, als einen mäkeligen Fresser zu animieren, nun doch noch eine Stückchen zu fressen. Vielfraße können mit Futterspielzeug beschäftigt werden oder sich durch Aufgaben ihr Futter erarbeiten. Um einen „Suppenkasper“ zum Napf zu bringen, muss man häufig rechts einfallsreich sein und ihm regelmäßig Abwechslung bieten. Ein wenig Hühnerbrühe über das Trockenfutter, ein Löffelchen Nassfutter oder (Hunde-)Leberwurst dazu wirken manchmal Wunder. Möglicherweise kann die Anzahl der Mahlzeiten erhöht werden, da die aufgenommene Menge Futter pro Mahlzeit geringer wird. Einige Futterhersteller bieten ein ummanteltes Trockenfutter an, welches mit wenig Wasser verrührt eine schmackhafte Soße bildet.
Eine reduzierte Futteraufnahme, plötzlich auftretend oder auch schleichend, kann immer ein Hinweis auf eine Erkrankung sein.

Insgesamt ist es sinnvoll, auch im Alter regelmäßig bei Ihrem Tierarzt vorstellig zu werden. Untersuchung von Blut oder Urin lassen Erkrankungen früh erkennen, so dass diese früher behandelt werden können und ihr Tier so weniger schwer beeinträchtigen.

…und dann sind sie irgendwann die tüddeligen Senioren, die ihren ganz eigenen Charme haben und oftmals einfach nur süß sind. Genießen Sie jede Minute mit Ihrem Liebling und nutzen Sie die Zeit … sie ist leider endlich.

© Jana Keim, Tierärztin, AniCura Kleintierzentrum Neckarwiesen

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