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Der nierenkranke Hund

Die Fähigkeit der Nieren, eine Schädigung von bis zu 65% und mehr gut zu puffern und dem Anschein nach problemlos zu funktionieren, ist zwar beeindruckend, erschwert jedoch den tierärztlichen Zugriff auf Nierenerkrankungen und damit eine frühzeitig einsetzende Therapie.

Damit Nierenschädigungen bei Hundepatienten besser und schneller erkannt werden können, hier einige wichtige Grundlagen:

Akute Nierenerkrankung

(dt./engl. ANE/AKD): Dauer: <14 Tage
Mögliche Ursachen: Leptospirose (neuer Impfstoff seit 04/2013 verfügbar!), M. Addison, Pyelonephritis; Vergiftungen: Frostschutzmittel (Ethylenglykol), Weintrauben/Rosinen etc.

Chronische Nierenerkrankung

(dt./engl. CNE/CKD): Dauer: > 3-8 Wochen
Mögliche Ursachen: Glomerulonephritis, Tubulusschäden, Nierencysten, Leishmaniose etc.
Rassedispositionen: Proteinurien bei Samojeden, Boxer, Berner Sennenhund, etc.

Diagnostik umfasst mehr als Harnstoff und Kreatinin im Blut

Anamnese, Signalement, klinische Untersuchung, Labor (klinische Chemie, Elektrolyte, Hämatologie, Urinstatus, U-P/C) sind notwendig, Blutdruckmessung sehr empfehlenswert, bildgebende Verfahren sowie Biopsie/Zytologie bei Bedarf.

Kreatinin im Referenzbereich ⇒die Niere ist gesund?

Nein, nicht unbedingt. Kreatinin ist oft erst deutlich erhöht, wenn es sich bereits um ein späteres Stadium einer CKD (Chronic Kidney Disease) handelt. Außerdem können Laborwerte je nach Labor und verwendeter Analysetechnik differieren. Durch Gewichtsabnahme (Verlust von Muskelmasse) kann ein falsch-niedriges Kreatinin entstehen. Sinnvoll erscheint es, für jeden Hund eine individuelle Verlaufskontrolle mit 2 oder mehr Kreatinin-Werten von einem einzigen Labor zu haben, um den jeweiligen Wert auch mit dem Allgemeinzustand vergleichen zu können.

Urinuntersuchung (spez. Gewicht, Protein, Protein/Krea-Quotient) ist unerlässlich
Liegt z.B. ein Kreatinin-Wert von 1,4 mg/dl und höher vor, müsste bei einer normalen Nierenfunktion der Urin ein spez. Gewicht von mindestens 1.030 oder mehr haben (ohne Proteinurie). Bei 1.045 kann man von einer prärenalen Azotämie ausgehen (z.B. M. Addison, Pankreatitis).
Bei einem spez. Gewicht des Harns von < 1030 sollte der Urin-Protein/Kreatinin-Quotient bestimmt werden, bildgebende Verfahren eingesetzt (Röntgen/US) sowie eine bakterielle Untersuchung des Urins veranlasst werden, um festzustellen, ob es sich um eine renale Azotämie handelt.

IRIS

Die International Renal Interest Society hat für die CKD ein Klassifikationsschema entwickelt, das Kreatinin, den Urin-Protein/Kreatinin-Quotienten sowie den Blutdruck umfasst und in 4 Stadien einteilt. Dadurch kann auch im Laufe einer Therapie genau eingeschätzt werden, ob/wie der Zustand des Patienten sich verbessert.

Stadium CKD Kreatinin Hd. * Azotämie Sonstiges Nierenfunktion
Grad I

< 125 mmol/l

< 1,4 mg/dl

keine

- Urin: ↓ spez. Gew. (ohne klare Ursache)
- abnormaler Palpations- oder sonografischer Befund der Niere
- Proteinurie (renaler Ursprung)
- auffälliger Biopsiebefund
- intermittierend erhöhtes Kreatinin (Serum)

> 33%
Grad II

125 – 179 mmol/l

1,4 – 2,0 mg/dl

+ wenig klinische Symptome 25-33%
Grad III

180 – 439 mmol/l

2,1 – 5,4 mg/dl

++

extrarenale Symptome möglich

10-25%
Grad IV

> 440 mmol/l
> 5,5 mg/dl

+++

meist viele extrarenale Symptome

< 10%

 

* Wichtig: Kreatinin-Bestimmung nach mind. 12-stündigem Fasten (2-malige Bestimmung); es darf keine Dehydratation mehr vorliegen!

Die angegebenen Kreatininwerte beziehen sich auf mittelgroße Hunde, bei sehr kleinen oder sehr großen Rassen können die Grenzwerte variieren.

Die Bestimmung des Urin-Protein/Kreatinin-Quotient (UP/C) sollte erfolgen, nachdem Entzündungen oder Blutungen im Blasenbereich ausgeschlossen wurden. Das Serumprofil sollte ein normales Proteinprofil aufweisen (Albumin, Globulin).

  • UP/C < 0,2: keine Proteinurie
  • UP/C 0,2 - 0,4: grenzwertig
  • UP/C > 0,4: Proteinurie

Bei der Blutdruckmessung sind rassespezifische Blutdruck-Bereiche von Vorteil, wenn vorhanden (Windhunde z.B. haben einen höheren Referenzbereich).

Systol. Blutdruck (mmHg)* Diastol. Blutdruck (mmHg)* Unterklassifizierung für arteriellen Blutdruck (AP)
< 150 < 95 0 - minimales Risiko
150 - 159 95 - 99 1 - geringes Risiko
160 – 179 100 - 119 2 - mäßiges Risiko
≥ 180 ≥ 120 3 - hohes Risiko

 

* bei hohem Risiko Wiederholung der Messung nach 1-2 Wochen; bei mäßigem Risiko nach 2 Monaten.


Die ausführlichen IRIS-Klassifikationsrichtlinien finden Sie unter:
http://iris-kidney.com/guidelines/en/staging_ckd.shtml

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