Konservative / nicht chirurgische Behandlung der ED:
Nicht chirurgische Behandlungen sind manchmal empfehlenswert bei Patienten mit nur milder Pathologie und bei Hunden ohne Hinweis auf Ellbogeninkongruenz.
Die Eckpunkte der konservativen ED - Behandlung sind Gewichtsmanagement, Physiotherapie, Bewegungsoptimierung und Medikamente. Dieselben Techniken sind auch wichtig bei der kurzfristigen Behandlung bei post OP - Hunden, wobei jedoch das langfristige Ziel bei den chirurgischen Patienten die Reduktion von Medikamenten und die möglichst schnelle Wiedererlangung normaler Bewegung sein sollte.
Unsere Physiotherapeutinnen erstellen für Ihren Hund die notwendigen individuellen Programme sowohl bei konservativer Vorgehensweise als auch postoperativ.
Eine Physiotherapie wird zwar nicht in der Lage sein, arthrotische Veränderungen im Gelenk zu heilen oder Schmerzen zu beseitigen, aber sie hilft signifikant dabei, die Mobilität wieder zu steigern und somit die Gelenkfunktion zu verbessern. Somit zeigt sich eine signifikante Verbesserung der Gesamtfunktion nach chirurgischen Gelenkeingriffen.
Eine weitere adjunktive Therapie aus dem Fundus unserer nicht-chirurgischen Behandlungskonzepte als auch Therapie, die bei intra und postoperativen Patienten zum Einsatz kommt, ist die intraartikuläre Behandlung mit autologen Blutprodukten (z.B. ACP / IRAP / PRP ). Hierzu wird dem Patienten etwas Blut abgenommen und durch verschiedene Verfahren ein Plasma oder Serumkonzentrat aus Wachstumsfaktoren und Blutplättchen erzeugt. Wenn diese Substanzen außerhalb des Blutstroms aktiviert werden, können spezielle Proteine dabei helfen, klinische Symptome der Osteoarthrose zu mildern. Auch aus Fettzellen gewonnene Stammzellen sind in diesem Zusammenhang eine ergänzende Behandlungsoption - ebenso wie die MBST - Therapie. Zu all diesen Verfahren ist jedoch zu erwähnen, dass das Gelenk an sich ein sehr komplexes Organ darstellt mit sehr komplexen mechanischen und biologischen Prozessen und, dass dies in der Regel immer ein multimodales Behandlungskonzept erforderlich macht. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die alleinige Behandlung mit beispielsweise regenerativen Maßnahmen eine ausreichende und vor allem nachhaltige Verbesserung der Gelenkgesamtsituation erzielen kann.
Chirurgische Behandlung der ED:
Arthroskopische / video-assistierte Fragmententfernung bei FCP (fragmentierter Processus coronoideus medialis ulnae)
Bei einigen Hunden ist die Ursache einer Ellbogen-Lahmheit oder Schmerzhaftigkeit ein FCP. Damit es zu einer Verbesserung der klinischen Situation für den Hund kommt, muss vor einer OP sichergestellt werden, dass keine offensichtlichen Anzeichen einer Inkongruenz in der CT - Voruntersuchung gefunden wurden.
Ist dies nicht der Fall, kommt es bei der überwiegenden Anzahl dieser Hunde zu einer deutlichen klinischen Verbesserung nach Entfernung dieses Fragments. Die Langzeitprognose ist jedoch abhängig von dem arthroskopisch befundeten Knorpelschaden / Arthrosegrad zum Zeitpunkt der OP und muss individuell diskutiert werden.
Coronoidektomie / subtotale Coronoidektomie:
In Ellbogen, in denen es zu diffusen Stressfrakturen im Bereich des Coronoids gekommen ist, sollte der größte Teil des Coronoids arthroskopisch oder videoassistiert entfernt werden. Hierdurch kommt es beim größten Teil dieser Hunde zu einer signifikanten klinischen Verbesserung der Lahmheit – auch längerfristig. Jedoch muss klar sein, dass die Coronoiderkrankung an sich immer mit einer fortschreitenden Osteoarthritis einhergeht und auch, dass es bei jedweder Manipulation im Gelenk in Form von Entfernung eines Teils der Gelenkfläche zu einer anschließenden arthrotischen Reaktion kommt – die aber nicht unbedingt klinische Auswirkungen haben muss. Viele der Hunde können unter physiotherapeutischer Unterstützung und adjunktiver Maßnahmen ein größtenteils beschwerdefreies Leben führen.
Proximale Ulnaosteotomie (PUO)
In einigen Ellbogen entsteht die Stressfraktur des Coronoids durch einen zu kurzen Radius. Diese Inkongruenz kann temporär oder auch permanent sein. Ist sie permanent, sollte die entstandene Stufe zwischen der ulnaren Gelenkfläche und der Gelenkfläche des Radius durch eine chirurgische Korrektur ausgeglichen werden, um somit die Schmerzen zu nehmen und ein Fortschreiten der Osteoarthrose durch Überlastung der Ulna zu limitieren. Dies wird durch eine Osteotomie der Ulna unterhalb des Ellbogengelenks erreicht. Eine sogenannte dynamisch angeschrägte Osteotomie erleichtert die Heilung der Ulna in einer für die Gewichtsaufnahme gleichmäßig besser verteilten Position von Radius und Ulna.
Distale Ulnaosteotomie (DUO)
In noch sehr jungen Hunden im Alter von 5-7 Monaten, die Lahmheiten aufgrund Coronoidüberlastung durch Inkongruenz und zu kurzen Radius zeigen, kann auch eine distale Ulnaosteotomie durchgeführt werden. Vorteil der DUO im Gegensatz zur PUO sind eine deutlich geringere Rehabilitationsphase durch frühere Gewichtsaufnahme.
'Bizeps Ulnaris Release Procedure' ('BURP')
In einigen Fällen kann es zu Stressfrakturen des Coronoids auch durch einen Teil des Bizepssehnenansatzes kommen. Eine Durchtrennung dieses Anteils führt zur Neutralisation der Kräfte, die auf das Coronoid einwirken. Der restliche Bizepssehnenansatz am Radius bleibt erhalten, wodurch biomechanisch keine nachteiligen Konsequenzen zu befürchten sind.
'Sliding Humeral Osteotomy' ('SHO')
Bei einigen Hunden mit fortgeschrittener ED sehen wir ebenfalls eine hochgradig sekundäre Osteoarthrose. Diese ist in der Regel verstärkt auf der Innenseite des Gelenks (medial), während auf der Außenseite (lateral) der Knorpel arthroskopisch noch als recht gut befundet werden kann. Dieser Typ von ED nennt sich mediale Kompartmenterkrankung (MCD) und kann durch eine OP - Methode namens 'SHO' chirurgisch korrigiert werden.
Die 'SHO' ist ein fortgeschrittener chirurgischer Eingriff, der nur an wenigen Kliniken weltweit durchgeführt wird. Hierzu wird der Oberarmknochen durchtrennt und in einer speziell neuen Position durch eine besondere Stufenplatte fixiert. Hierdurch wird das Gewicht der Vordergliedmaße von der erkrankten medialen Seite mehr auf die gesunde laterale Seite verlagert, ohne dabei diese zu überlasten. Durch die abnehmende Gewichtsbelastung auf das mediale Kompartment des Gelenks kann sich der Gelenkknorpel in Folge regenerieren und die Gleitfähigkeit des Gelenks verbessern.