Mitralklappenendokardiose (MMVD)

Was heißt das?

Die Mitralklappenendokardiose ist die häufigste erworbene Herzerkrankung beim Hund. Über 75 % der Hunde im Alter von über 13 Jahren leiden an einer mehr oder weniger ausgeprägten Form dieser Erkrankung. Es handelt sich bei der Mitralklappenendokardiose um eine Klappenerkrankung. Dabei kommt es dazu, dass sich die Herzklappen zwischen linker Vorkammer und linker Hauptkammer verdicken. Diese können infolge nicht mehr richtig schließen. Die Klappe wird undicht. Das Herz kann sich im Verlauf der Erkrankung vergrößern und es kann unter Umständen zu Symptomen wie Husten, Atemnot oder Ohnmachtsanfällen kommen. Die Erkrankung verläuft fortschreitend, allerdings ist die Geschwindigkeit des Fortschreitens sowie der Ausgang der Erkrankung individuell sehr unterschiedlich, sodass nicht jeder Hund mit einer Mitralendokardiose Symptome entwickelt oder gar daran stirbt (s. auch „Was passiert im Verlauf der Erkrankung – Schweregrade Stadien der Mitralendokardiose).

Im Alltag bedeutet dies für Sie und Ihren Hund im Anfangsstadium einen ganz normalen Tagesablauf. In der Regel müssen Sie Ihrem Hund erst regelmäßig Medikamente verabreichen wenn Symptome auftreten, dies ist im Spätstadium der Erkrankung der Fall. Bis dahin vergehen oft Jahre, manche Hunde erreichen dieses Krankheitsstadium nie.

Warum hat mein Hund eine Mitralklappenendokardiose?

Die Mitralendokardiose ist eine erworbene Herzerkrankung, das heißt, dass sie sich im Laufe des Hundlebens entwickelt. Man geht davon aus, dass eine genetische (vererbte) Grundlage besteht, jedoch auch verschiedene Umwelt- und andere Einflüsse den Verlauf der Erkrankung mit beeinflussen.

Was passiert im Verlauf der Erkrankung?

Schweregrade und Stadien der Mitralendokardiose

Umbauvorgänge an der Mitralklappe (= Klappe zwischen linker Vorkammer und linker Hauptkammer) und in manchen Fällen auch an der Trikuspidalklappe (Klappe zwischen rechter Vorkammer und rechter Hauptkammer) führen zur Verdickung (Degeneration) der Klappe. Die Klappe verhindert normalerweise das Zurückströmen von Blut von der Hauptkammer in die Vorkammer. Bei der Endokardiose führt die Klappenverdickung zur Undichtigkeit der Klappe, so dass Blut in die falsche Richtung, nämlich zurück in Richtung der Vorkammer fließen kann. Je nach Ausmaß der Klappenundichtigkeit und folgender Herzvergrößerung wird die Erkrankung in verschiedene Stadien eingeteilt. Es ist möglich, dass ein Fortschreiten der Erkrankung erfolgt. Dieses Fortschreiten ist in der Regel sehr langsam (normalerweise über Jahre), ist jedoch von Hund zu Hund sehr unterschiedlich. So kann es sein, dass Ihr Hund niemals Symptome aufgrund seiner Herzerkrankung entwickelt oder aber mit der Zeit Symptome wie Husten, Atemnot oder Ohnmachtsanfälle auftreten.

Stadium 1: geringgradige Mitralklappenendokardiose

Die Klappe ist geringgradig verdickt und undicht, das Herz hat sich in seiner Form noch nicht oder kaum verändert (Vergrößerung der Kammern nicht vorhanden oder geringgradig). Der Körper kann die Krankheit gut kompensieren, es bestehen keine Symptome. Bis zum Auftreten von Symptomen können noch Jahre vergehen, eventuell wird Ihr Hund auch niemals Probleme mit der Erkrankung bekommen. In diesem Stadium ist keine Therapie notwendig.

Stadium 2: mittelgradige Mitralklappenendokardiose

Die Klappe ist mittel- bis hochgradig verdickt und/oder das Herz ist bereits leicht bis mittelgradig vergrößert. Der Körper kann die Erkrankung immer noch gut kompensieren, es bestehen keine Symptome, das Fortschreiten der Erkrankung in ein symptomatisches Stadium dauert vermutlich noch mehrere Monate bis Jahre, eventuell wird niemals ein symptomatisches Stadium erreicht. Eventuell kann es zu Komplikationen (s. unter „welche Komplikationen kann es geben“) kommen, was zu einem schnelleren Fortschreiten der Erkrankung führt. Eine Therapie ist in der Regel in diesem Stadium nicht notwendig.

Stadium 3: hochgradige, asymptomatische Mitralklappenendokardiose

Die Klappe ist mittel- bis hochgradig verdickt und/oder das Herz ist mittel- bis hochgradig vergrößert. Der Körper kann die Erkrankung noch kompensieren, es bestehen noch keine oder nur milde Symptome wie zum Beispiel Leistungsschwäche. Symptome werden allerdings vermutlich innerhalb von Wochen bis Monaten auftreten. In diesem Stadium ist es wichtig, den Hund gut zu beobachten und zu erkennen ob Symptome wie Husten oder Atemnot auftreten. Sie sollten sich angewöhnen, die Atemfrequenz Ihres Hundes in Ruhe zu zählen, um das Auftreten von Atemproblemen leichter zu identifizieren (s. unter „was kann ich für meinen Hund tun“). Unter Umständen wird Ihr Kardiologe/Ihre Kardiologin in diesem Stadium mit einer Therapie beginnen.

Stadium 4: hochgradige, symptomatische Mitralklappenendokardiose

Das Herz ist stark vergrößert, der Körper kann die Erkrankung nicht mehr kompensieren, es kommt zu Symptomen, der Hund zeigt Krankheitsanzeichen. In der Regel äußert sich die Mitralendokardiose in akutem, schnell schlechter werdendem Husten und akuter, schnell schlechter werdender Atemnot (s. unter „Was sind Symptome der Endokardiose). In diesem Fall sollte unbedingt und sofort ein Tierarzt aufgesucht werden, um mittels einer Entwässerungstherapie und ev. Sauerstoffgaben den Hund zu stabilisieren (s. unter „Was tue ich im Notfall“). Ab diesem Stadium ist in jedem Fall eine Dauertherapie notwendig. Diese wird individuell auf Ihren Hund zugeschnitten und sollte nur in Rücksprache mit Ihrem Kardiologen/Ihrer Kardiologin geändert werden. Studien haben gezeigt, dass die Überlebenszeit in diesem späten Stadium mit der optimalen Therapie bei ca. 9 – 12 Monaten liegt. Auch dies kann individuell stark variieren, abhängig vom Ansprechen auf Medikamente, der Schwere der Krankheit und dem Auftreten von Komplikationen

Was sind Symptome der Endokardiose?

Symptome der Erkrankung treten erst im Spätstadium auf. In der Regel kommt es zu einem Lungenödem (= Wasseransammlung in der Lunge) oder einem Thoraxerguss (= Wasseransammlung in der Brusthöhle). Hierbei zeigt der Hund:

  • Akuter Husten, schnell schlechter werdend
  • Akute Atemnot, schnell schlechter werdend

Andere, seltenere Symptome können sein:

  • Dicker werden des Bauches aufgrund Wasseransammlungen im Bauchraum oder Vergrößerung von Leber und Milz durch Rückstau von Blut aus den Herzkammern
  • Ohnmachtsanfälle, oft durch Herzrhythmusstörungen bedingt
  • Leistungsschwäche, durch Herzrhythmusstörungen oder schlechte Herzleistung bedingt

Wie erkenne ich einen Notfall? Was tue ich im Notfall?

Ein Notfall bei einem Hund mit Mitralendokardiose ist auf alle Fälle jeder Zustand mit akuter Atemnot (in der Regel durch ein Lungenödem bedingt). Auch wenn Ihr Hund akuten Husten zeigt, der sich innerhalb kurzer Zeit verschlechtert, kann dies ein Zeichen eines Lungenödems sein. Oft zeigen Patienten beide Anzeichen. Besonders bei Patienten mit mittel- bis hochgradiger Mitralendokardiose können Husten und Atemnot Zeichen eines Lungenödems sein. In diesem Fall sollten sie möglichst schnell einen Tierarzt aufsuchen. Dieser sollte mittels Röntgen feststellen, ob ein Lungenödem vorliegt. Ist dies der Fall, muss Ihr Hund eventuell stationär aufgenommen und intravenös behandelt werden (Entwässerungstherapie zur Beseitigung des Lungenödems), eventuell ist auch die Gabe von Sauerstoff notwendig. In weniger ausgeprägten Fällen kann auch eine ambulante Therapie durchgeführt werden.

Zeigt Ihr Hund Ohnmachtsanfälle (insbesondere wiederholte Ohnmachtsanfälle) – meist infolge von Herzrhythmusstörungen - oder eine massive Umfangszunahme des Bauches (Zeichen für Wasseransammlung im Bauchraum) sollte ebenfalls möglichst bald ein Tierarzt kontaktiert werden.

Ab wann macht eine Therapie der Endokardiose Sinn?

Studien haben gezeigt, dass nicht in jedem Stadium der Mitralendokardiose eine Therapie notwendig ist. Im gering- und mittelgradigen Stadium konnte gezeigt werden, dass es derzeit keine Medikamente auf dem Markt gibt (und auch keine operativen Eingriffe), die das Fortschreiten der Erkrankung oder die Dauer der Überlebenszeit/die Dauer bis zum Auftreten von Symptomen, verbessern. Im hochgradigen Stadium kann manchmal, auch ohne dass Symptome bestehen, schon eine Therapie begonnen werden. Dies unterliegt der Einschätzung Ihres Kardiologen/Ihrer Kardiologin. Im symptomatischen (= dekompensierten) Stadium, also sobald Ihr Hund zum ersten Mal ein Lungenödem/Wasseransammlungen im Bauch-/Brustraum oder Rhythmusstörungen entwickelt hat, sollte Ihr Hund in jedem Fall behandelt werden. In der Regel besteht die Behandlung aus einem entwässernden Medikament (Furosemid) und einem Herzkraft stärkenden Medikament (Pimobendan). Oft wird zusätzlich ein Kreislaufunterstützendes Medikament (ACE Hemmer) dazu verabreicht. Liegen Rhythmusstörungen vor, müssen diese mittels Antiarrhythmika behandelt werden. In seltenen Fällen kann es notwendig sein Wasseransammlungen in Brust- oder Bauchhöhle zu punktieren.

Individuell kann die Therapie Ihres Hundes von diesen grundlegenden Prinzipien abweichen. In jedem Fall wird Ihr Hund nun dauerhaft therapiert werden müssen.

Was kann ich für meinen Hund tun?

Das wichtigste für Ihren Hund ist: Er soll eine gute Lebensqualität haben! Das heißt: Alles was Ihrem Hund Spaß macht, soll er auch tun (spielen, Gassi gehen,….). Von dieser Regel gibt es leider ein paar Ausnahmen. So sollte Ihr Hund zum Beispiel möglichst keine salzigen Speisen vom Tisch zu fressen bekommen, da zu viel Salz Herzpatienten schaden kann. Sie sollten Ihrem Hund keine Aufgaben stellen, bei denen er Ihnen nicht mitteilen kann, dass er diese Tätigkeit körperlich nicht schafft (zum Beispiel Laufen am Fahrrad, joggen,…., also Tätigkeiten, bei denen Ihr Hund zu körperlicher Anstrengung „gezwungen“ wird).

Sie sollten sich außerdem angewöhnen die Ruheatemfrequenz Ihres Hundes zu ermitteln (ein Heben und Senken des Brustkorbs = 1 Atemzug). Diese sollte über eine Minute gezählt werden wenn Ihr Hund in Ruhe ist (am Besten im Schlaf). Die Ruheatemfrequenz sollte unter 45/Minute liegen. Steigt die Ruheatemfrequenz dauerhaft an kann dies ein Anzeichen eines beginnenden Lungenödems sein. Studien haben gezeigt, dass das Zählen der Ruheatemfrequenz durch den Besitzer bei Tieren mit Herzerkrankungen einen exzellenten Frühmarker eines Lungenödems darstellt.

Desweiteren sollte Ihr Hund in regelmäßigen Abständen nachuntersucht werden damit Ihr Kardiologe/Ihre Kardiologin das Fortschreiten der Erkrankung beurteilen und ev. therapeutisch Einschreiten kann. Die Untersuchungsintervalle richten sich nach dem Schweregrad, diese teilt Ihnen Ihr Kardiologe/Ihre Kardiologin mit.

Welche Komplikationen kann es geben?

Bei Hunden mit Mitralklappenendokardiose kann es in seltenen Fällen (meist in weiter fortgeschrittenen Stadien) zu Komplikationen kommen. So kann ein Klappenhalteband (Chorda tendinea) einreißen. Dies führt zur plötzlichen Verschlechterung der Klappenfunktion und oft ganz plötzlich und stark auftretendem Lungenödem. Dabei sollte möglichst schnell eine Notfalltherapie mit entwässernden Medikamenten und Sauerstoff begonnen werden. Eine weitere Komplikation kann das Einreißen der Wand der Vorkammer sein. Dies würde zum plötzlichen Versterben Ihren Tieres führen, eine Therapie ist in der Regel nicht möglich, glücklicherweise ist diese Komplikation sehr selten.

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