Nein. Das Füttern von Fertigfutter ist zwar einfach in der täglichen Handhabung, aber leider nicht gesund für Ihren kleinen Liebling. Die angebotenen Fertigfutter sind zu energiereich, sie enthalten zu viel Zucker und Fett. Die Tiere werden davon schnell satt und der stundenlange Mahlabrieb der Zähne wird dadurch unterbunden. Heimtiere, die energiearmes Futter wie Heu, Gräser, Kräuter, Gemüseblattgrün und Zweige von Obstbäumen bekommen, sind fast den ganzen Tag mit der Futteraufnahme beschäftigt. Dies sorgt für den optimalen Abrieb der permanent wachsenden Schneide-und Backenzähne. Beim Kaninchen wachsen die Scheidezähne 2mm in der Woche und die Backenzähne 2-5 mm im Monat. Wird nun ausschließlich Fertigfutter angeboten, werden die Zähne nicht ausreichend abgeschliffen, und die Zähne werden länger und länger, bis eine physiologische Okklusion (=Verzahnung) nicht mehr möglich ist. Die Zähne verändern ihre Lage im Zahnfach, und es entsteht eine Zahnfehlstellung.
Dann können nur noch regelmäßige Zahnkorrekturen helfen. Auch ist das angebotene Fertigfutter viel zu dick und hart. Kaninchen und Meerschweinchen zeigen eine völlig andere Kaubewegung als der Mensch oder Hund und Katze. Der Mensch zerdrückt die Nahrung zwischen den Zähnen, indem er den Unterkiefer immer wieder gegen den Oberkiefer drückt. Bei Kaninchen und Meerschweinchen ist das völlig anders. Beide zeigen eine Mahlbewegung. Beim Kaninchen wird der Unterkiefer immer wieder von der einen zur anderen Seite hin und her geschoben. Und das Meerschweinchen schiebt den Unterkiefer erst zur einen Seite, dann nach vorne, dann zur anderen Seite und wieder nach vorne. Dabei zerdrücken die Zähne das Futter nicht, sondern zermahlen es. Deshalb ist Futter, welches blattdünn ist, ideal für diese Zähne. Ein Stück Trockenfutter hingegen muss völlig atypisch zerdrückt werden. Dabei entsteht eine große axiale Druckbelastung am Zahn. Eine mögliche Folge ist das retrograde Wachstum des fehlbelasteten Zahnes, d.h. er wächst in die falsche Richtung und kann in die Nasen-oder Augenhöhle einbrechen oder aus dem Unterkieferknochen ausbrechen. Der Ursprung des Fertigfutters liegt in der Masthaltung. Ziel der Masthaltung ist es, die Kaninchen schnell auf Schlachtgewicht zu bringen. Die Zahnproblematik spielt in diesem Fall keine Rolle mehr, da das Lebensalter dieser Tiere stark begrenzt ist. Untersuchungen zeigen aber, dass es kaum ein Schlachtkaninchen ohne Zahnveränderungen gibt. Das zweite Problem der Fertigfutterfütterung ist der hohe Zucker- und Fettanteil. Der Magen-Darmtrakt unserer Lieblinge ist extrem empfindlich. Die physiologische Bakterienflora im Darm, die unentbehrlich für eine gesunde Verdauung und Energiebereitstellung ist, wird durch den hohen Zucker- und Fettgehalt verändert.
Dann werden die nützlichen Bakterien von den unnützlichen oder sogar krankmachenden Bakterien verdrängt. Folgen sind z.B. immer wiederkehrender Durchfall, Aufgasungen, Vitaminmangel, schlechte Futteraufnahme, schlechter Allgemeinzustand, kürzere Lebenserwartung. Pro Tier und Tag darf maximal ein Esslöffel Fertigfutter gefüttert werden. Aber ehrlicherweise ist selbst das aus den oben genannten Gründen schon zu viel. Wenn Sie die Fütterung Ihres Lieblings nun umstellen wollen, lassen Sie sich dabei viel Zeit! Die Umstellung, also die Entwöhnung vom Fertigfutter und das Gewöhnen an Frischfutter (frisch und getrocknet), muss langsam über mehrere Wochen erfolgen.